PRIMORDIAL – HOW IT ENDS

PRIMORDIAL

Titel: HOW IT ENDS

Label: Metal Blade Records

Spieldauer: 65:55 Minuten

VÖ: 29. September 2023

Aus Irland kommen PRIMORDIAL, die 1995 ihr Debütalbum “Imrama” veröffentlichten und 28 Jahre danach ihren zehnten Output “How It Ends” an den Start bringen, den lang erwarteten Nachfolger von “Exile Amongst The Ruins” (2018). Wem der Stil der Iren nicht vertraut ist, dem sei gesagt, dass sie sich PRIMORDIAL im schwärzlich angehauchten Pagan und Folk Metal bewegen und zu den Kombos zählen, die atmosphärisch sackstark sind.

Sänger A.A. Nemtheanga sagt über den Albumtitel:

Der Titel ist eine Frage – ist es das, wie es endet? Wie alles untergeht: die Kultur, die Sprache, die Geschichte, die Gesellschaft, die Menschheit – wer weiß das schon? Unabhängig davon, wer du bist oder wo du warst, hast du nur eine einzige Chance, und es geht um die Frage: Ist dies das Ende deiner Stadt, deines Landes, deiner Nation? Mythen, Traditionen, Beziehungen, und ich nehme an, es stellt sich die Frage, wer reagiert, wer rebelliert – wie endet es jetzt für ihn?

Die Arbeitsweise der Band ist sehr organisch, daher wundert es nicht, dass sich das Quartett vor rund einem Jahr ernsthaft mit einem neuen Album beschäftigte und ohne vorherige Planung zu arbeiten begann. Aufgenommen wurde “How It Ends” in den Hellfire Studios in Dublin, produziert wurde es von PRIMORDIAL und von Chris Fielding, einem früheren Mitstreiter der Iren.

Nemtheanga weiter:

Es macht mich stolz, dass wir so lange durchgehalten haben. Es fühlt sich an, als sei es schon so lange her, aber ich habe auch Erinnerungen, die mir wie letzte Woche vorkommen – die Jugend wird an die Jungen verschwendet, was? Blinzle und du verpasst es, aber im Großen und Ganzen war es das, was du mit 16 gewollt hättest, Musik zu machen, jemanden zu haben, der sich einen Dreck darum schert, zu reisen und aufzutreten, und hier sind wir.“

Und auch wenn die Band sagt, dass “der größte Teil unserer ‚Karriere‘ hinter uns liegt und wir uns in den letzten Kapiteln befinden” ist das kein Grund für sie aufzuhören, denn die Lust starke Shows in vielen Ländern zu zocken ist weiterhin da und genau das haben sie vor. Doch jetzt kümmern wir uns um “How It Ends” und um das, was A.A. Nemtheanga (Vocals), Ciarán MacUilliam (Guitar), Pól MacAmlaigh (Bass) und Simon O’Laoghaire (Drums) auf CD und Vinyl verewigt haben.

Mit dem Titeltrack ´How It Ends´ startet das 66 Minuten Werk. Nach satten 140 instrumentalen Sekunden setzt der raue Gesang von A.A. Nemtheanga ein und der Song gewinnt an Fahrt. Während der fast acht Minuten Spielzeit werden PRIMORDIAL immer schneller, der Gesang wütender, mahnender und eindringlicher. Guter Start, der aufgrund er Thematik unter die Haut geht. Hymnisch muten die ersten Sekunden von ´Ploughs to Rust, Swords to Dust´ an, dass im Verlauf mächtig an Energie gewinnt, ebenso wie das nachfolgende ´We Shall Not Serve´. Nach drei Songs, die die sieben Minuten Marke sprengen, ist das instrumentale ´Traidisiúnta´ mit 133 Sekunden der Quickie unter den zehn Liedern.

Zur Singleauskopplung des düster und bedrückenden ´Pilgrimage to the World’s End´ sagt A.A. Nemtheanga:

´Pilgrimage To The World’s End´ war zunächst inspiriert von den Mühen der Iren, die als Sträflinge nach Australien geschickt wurden, aber natürlich habe ich das in eine Erzählung aus der Zeit nach ‚Coffin Ships‘ eingebettet, in der arme Menschen Boote bestiegen, um zu versuchen, eine neue Welt zu erreichen und neu anzufangen, und in der viele mit den Booten untergingen, Krankheit und Tod ertrugen und nie ihr Ziel erreichten. Dann begann ich, über die Notlage aller Menschen in jener Zeit des 19. Jahrhunderts nachzudenken, die durch Hungersnot, Krieg und Armut versuchten, ein neues Leben zu finden. Die Unterdrückten und Geknechteten, so wie Primordial immer ein historisches Echo hat, das in der heutigen Zeit mitschwingen sollte, sehen wir dasselbe, arme Menschen, die sich an Boote klammern und versuchen, ein neues Leben zu suchen, immer auf Geheiß einer kleinen Wirtschaftselite, die von ihrem Ruin profitiert, das ist das Lied der von Krieg und Hungersnot geplagten Flüchtlinge aus allen Ländern und Nationen…

Über ´Nothing New Under the Sun´ und dem wuchtig-groovenden ´Call to Cernunnos´ (Gott Cernunnos wird “Gehörnter” oder auch “Hirschgott” genannt. Bei den Kelten galt er als Herr der Tiere und Begleiter der großen Erdgöttin) gehts zum fast neunminütigen ´All Against All´, das schwungvoll und dynamisch beginnt und zunächst ins Klangbild der bisherigen Songs passt, in der zweiten Hälfte aber recht beschwörerisch aus den Boxen schrammelt. Erneut brechen düstere Vibes aus den Lautsprechern heraus, als ´Death Holy Death´ seine Arme um mich legt. Mit dem als Single veröffentlichten ´Victory Has 1000 Fathers, Defeat is an Orphan´ endet “How It Ends” mit einem starken Song , den ihr euch auf alle Fälle im Zusammenhang mit dem stilvollen Video auf Youtube anhören/ansehen solltet.

Im Vorfeld wurde “How It Ends” als ein sehr wütendes, trotziges und rebellisches Album beschrieben und genau das ist es auch. Diese Scheibe verkörpert das raue irische Wetter, den erdigen Wald, den starken Geschmack irischen Whiskys und das zähe irische Volk, das jedem Widerstand zu trotzen vermag. PRIMORDIAL bleiben ihrem ruppigen Stil treu und das ist gut so. Auch wenn mir einige Songs zu lange brauchen bis sie “richtig” loslegen, empfinde ich “How It Ends” als gutes zehntes Album, das gerade zu dieser Jahreszeit als Vinyl gehört werden sollte, mit einem irischen Getränk in der Hand und einem lodernden Feuer oder Kerzen, die den Raum in ein stimmungsvolles Licht rücken.

Tobi Stahl vergibt 7,5 von 10 Punkten