POWERWOLF
Titel: CALL OF THE WILD
Label: NAPALM RECORDS
Spieldauer: 40:28 Minuten
Die Live-Scheibe “The Metal Mass Live“ (2016) und die Best-Of “Best Of The Blessed” (2020) nicht mit eingerechnet, legen die polarisierenden Saarländer POWERWOLF mit “Call Of The Wild” nun schon ihr achtes Studio-Album vor. Während ihre Fans die Band abgöttisch lieben, rufen die Kritiker “Ausverkauf” und “Schlager-Metal”. Doch der Erfolg gibt dem Fünfer in Form von mehreren Platzierungen an der Spitze der Album-Charts und einer ausverkauften Tour nach der anderen Recht. Und selbst Skeptiker erkennen die mitreißende Live-Energie und beeindruckende Opulenz ihrer Headliner-Shows an.
Und welche Band kann schon mit Fug und Recht behaupten, Ohrwürmer gewissermaßen am Fließband zu produzieren und quasi einen eigenen Stil entwickelt zu haben? Die größenteils ultra-eingängigen, schnellen Tracks mit üppigen Orchestrierungen, Orgelklängen und teilweise lateinischen Texten fesseln außerdem mit einprägsamen Refrains und vielen Mitsing-Parts. Auch auf “Call Of The Wild” erfinden sich POWERWOLF nicht neu, wozu ja aber auch überhaupt kein Anlass besteht.
Der Sound wird wenn überhaupt nur in Nuancen geändert und das ein oder andere kleinere Experiment gewagt. So stechen die atmosphärische Vorabsingle ‚Beast Of Gevaudan‘ und das beinahe tanzbare, ebenfalls vorab veröffentlichte ‚Dancing With The Dead‘ heraus. Im ebenfalls gelungenen, ultra-eingängigen ‚Blood For Blood (Faoladh)‘ werden folkige Elemente in Form von Dudelsack-Klängen in den Sound integriert. Das düster-mystische, aber nicht weniger packende ‚Varcolac‘ lädt unmittelbar zum Mitsingen ein und steht in der Tradition von Tracks wie beispielsweise ‚Werewolves Of Armenia‘, während das deutschsprachige ‚Glaubenskraft‘ mit seinem ernsten, kirchen-kritischen Text an ‚Stossgebet‘ erinnert.
Doch auch die Partyfraktion kommt auf ihre Kosten, denn auch die gewohnt energetischen Power-Metal-Hymnen sind auf dem neuen Silberling vorhanden. Und zwar mit dem Opener ‚Faster Than The Flame‘, dem fantastischen ‚Sermon Of Swords‘ und dem abschließenden ‚Reverent Of Rats‘ in Form von typischen, flotten Power-Metal-Krachern im Stile von ‚Amen & Attack‘, ‚Blessed & Possessed‘ und ‚Fire & Forgive‘. Ebenso wie mit ‚Undress To Confess‘ ein Song mit vielversprechendem Titel und augenzwinkernden Lyrics á la ‚Resurrection By Errection‘ am Start ist. Einzig die Ballade ‚Alive Or Undead‘ und der eher schwache Titelsong fallen da im Vergleich etwas ab. Und über eine etwas längere Spielzeit hätte sich wohl auch niemand beschwert.
Das gleicht das umfangreiche Bonusmaterial, welches das 2-CD Mediabook, die 3-LP Vinyl Box and das 3-CD Earbook enthalten, ein Stück weit wieder aus. Die Bonus-CD “Missa Cantorem” enthält zehn Cover-Versionen von bekannten POWERWOLF-Songs, die die Band mit namhaften Sängern (u. a. Ralf Scheepers, Alissa White-Gluz, Johan Hegg, Doro Pesch, Matt Heafy und Björn Strid) neu eingespielt hat.
Auf dem zweiten Bonus-Album “Symphony Of The Wild“ findet man Instrumentalversionen der elf Songs von “Call Of The Wild“. Dabei handelt es sich aber nicht um bloße Fassungen ohne Attila´s Vocals, sondern um fette Versionen mit zusätzlichen Chorspuren und Orchestrierungen, die auf dem „normalen“ Album nicht enthalten sind. Die 3er Vinyl-Box beinhaltet darüber hinaus ein 100 Seiten starkes Hardcover-Booklet sowie Autogrammkarten der fünf Bandmitglieder.
Michael Gaspar vergibt 8,5 von 10 Punkten