PORTRAIT – THE HOST

PORTRAIT

Titel: THE HOST

Label: METAL BLADE RECORDS

Spieldauer: 74:30 Minuten

VÖ: 21. Juni 2024

Seit beinahe zwanzig Jahren offerieren PORTRAIT aus Schweden ihre „heavy metal darkness“ der Musikwelt. Und ihre musikalische und songwriterische Entwicklung vom Debüt-Demo im Jahre 2006 bis heute ist durchaus beeindruckend.

Heavy Metal alter Schule mit einem Schuss Epic, einer Prise Power und diversen Prog Metal Anleihen bietet auch das sechste Album “The Host“. Die Scheibe wurde im JFK Studio in Kristianstad aufgenommen und von Sänger Per Lengstedt in seinem eigenen Perilous Productions Studio produziert und gemischt.

Dabei stellt die Platte in mindestens zweifacher Hinsicht eine Premiere dar. Zum einen ist es das erste Album bei dem Gitarrist Karl Gustafsson als fester Bestandteil des Lineups dabei ist. Zum anderen ist es das erste Konzeptalbum der Bandgeschichte.

Gründungsmitglied und Gitarrist Christian Lindell beschreibt es als “an occult tale of sword and sorcery, accompanied by some of the most passionate heavy metal ever recorded. The Host is our first concept album. The story takes place in 17th century era Sweden and revolves around an unnamed protagonist who, because of his experiences with the injustice and hypocrisy of this world, decides to seek truth and strength through its’ Adversary.”

Mit der mystischen und von historischen Ereignissen inspirierten Gruselgeschichte rückt man also nicht nur musikalisch, sondern auch inhaltlich in die Nähe der klassischen Helden wie Mercyful Fate und King Diamond.

Dabei gelingt es PORTRAIT jederzeit zugleich traditionell und nach alter Schule, wie auch zeitgemäß, interessant und abwechslungsreich zu klingen. Die grundlegenden Eigenschaften eines Konzeptalbums bedingen, dass es nicht in allererster Linie um den einzelnen Song, sondern den Flow des großen Ganzen und das lyrische Fortkommen und die Dramaturgie der Story geht.

So gibt es einige der extremsten, schnellsten Songs der Bandgeschichte wie die powermetal-artige Single `The Blood Covenant´, geht aber auch nicht selten beinahe balladesk oder schleppend zu Werk wie beispielhaft bei `One Last Kiss´.

Im grandiosen `From The Urn´ wird es dann geradezu episch, wobei nicht nur der abschließende, facettenreiche Elf-Minüter `The Passions Of Sophia´ progressive Tendenzen erkennen lässt.

Der Metal des Fünfers ist düster, bedrohlich und dramatisch und dabei enorm unterhaltsam und vielseitig: „There are songs that will make you cry and songs that will make you shit your pants” (Drummer Anders Persson).

Sänger Per Lengstedt verfügt sicher nicht über zu wenig Theatralik und glänzt zwischen Melodie, Power und hohen Screams und erklimmt bemerkenswerte Falsett-Höhen scheinbar mühelos.

Jedoch liegt es in der Natur der Sache, dass bei einem Konzeptwerk und bei einer Spielzeit von beinahe 75 Minuten nicht jede Note den Hörer vollends abholt, einige Passagen nur am Stück und in Albumreihenfolge Sinn ergeben und einzelne Songs nur im Albumgesamtkontext so richtig funktionieren.

Nichtsdestotrotz eine reife, homogene und atmosphärische Platte mit viel stilistischer Bandbreite und großem musikalischen Können, die wächst, aber auch ihre kleineren Längen und winzigen Durchhänger hat.

Michael Gaspar vergibt 7,5 von 10 Punkten