PHAËTHON – WIELDER OF THE STEEL

PHAËTHON

Titel: WIELDER OF THE STEEL

Label: Gates of Hell

Spieldauer: 42:52 Minuten

VÖ: 30. August 2024

In den Schriften des Ovid erfährt man einiges über Phaeton, Sohn des Sonnengottes Sol in der griechischen Mythologie. Der Namensgeber der britischen Band PHAËTHON wollte auch göttlich sein, bat, den Sonnenwagen seines Vaters fahren zu dürfen. Sein Vater versucht ihn vergeblich abzuhalten. Also besteigt er den Wagen, rast mit dem Viergespann los. Er kommt vom Wege ab und löst eine Katastrophe aus, indem er die Welt in Flammen setzt. Sein Schicksal sollte Warnung sein vor Überheblichkeit und Selbstüberschätzung.

Wie groß ist die Selbstüberschätzung nun bei den Briten, die hier ihr Longplaydebüt vorlegen?

Eigentlich gar nicht so groß. Ihr manchmal an die NWoBHM gemahnender epischer Heavy Metal geht doch ziemlich gut rein. Alle Zutaten sind vorhanden wie das typische Riffing oder die Chöre. Manowar klingen an, allerdings ohne arrogantem Bassspiel und Fellunterhosen. Cirith Ungol könnte man raushören, dabei aber ist der Gesang weniger kauzig und allgemein etwas verträglicher. Und der ein oder andere Moment erinnert auch an Bathory zu „Blood Fire Death“. Atmosphäre ist wichtig und Stimmung. Dafür wird geschickt auch mit Samples gearbeitet. Klar, dass auch die Geschichte des Namensgebers erzählt wird. Das ist dramatisch, und hier kommt man dem frühen Black Metal auch ziemlich nahe. Und mit dem Titeltrack gibt es am Ende einen ausgewachsenen Longtrack.

Wer also Lust hat, sich mit wirklich finsterem, sehr gepflegtem Epic Metal zu vergnügen, wer noch Platz hat neben heimischen Bands wie Old Mother Hell oder Crom, erstere sind ja fast Labelkollegen, der sollte PHAËTHON eine Chance geben.

Während auf dem Grabstein des antiken Helden steht: „Hier ruht Phaethon, der Lenker des väterlichen Wagens; zwar konnte er ihn nicht meistern, starb aber, nachdem er Großes gewagt hatte.“, löst das erste Album seiner Nachfahren keine Katastrophe aus, sondern lässt vielleicht noch Größeres erwarten.

Mario Wolski vergibt 7,5 von 10 Punkten