PALADINE
Titel: Entering The Abyss
Label: No Remorse Records
Spieldauer: 54:21 Minuten
Über sämtliche Epochen hinweg ernannten Herrscher und Monarchen besonders treue Gefolgsleute in den Rang des Paladin, sozusagen der ‚zweite Mann im Staat‘. Dessen Stellung war mit besonderen Privilegien, aber auch der Übernahme von wichtigen Aufgaben und viel Verantwortung verbunden. Da passt es ins Bild, das der der 2013 in Athen gegründete Power-Metal-Fünfer auf seinem Zweitling eine bockstarke Leistung abliefert. Auch in Fantasy-Rollenspielen sind Paladine als heilige Ritter der Kirche oder Gesandte einer Gottheit präsent und oft mit besonderer Macht oder gar magischen Kräften ausgestattet. Und so schließt sich der Kreis, denn textlich und inhaltlich ist “Entering The Abyss“ ein Konzeptalbum über die „Drachenlanze“, eine auf dem bekannten Rollenspiel „Dungeons & Dragons“ basierende Reihe von Romanen und Kurzgeschichten.
PALADINE bieten im ersten Teil der Scheibe lupenreinen, schnellen, symphonischen Metal mit melodischen Vocals, wahnwitzigen Soli und Refrains zum Niederknien. Der Opener ‘War Of The Lance’ sowie die folgenden ‘Between Gods And Men’ und insbesondere das fantastische ‘Mighty Heart’ belegen diese Behauptung eindrucksvoll. Mit dem Titelsong und dem eher dunkel-majestätischen ‘Darkness And Light’ folgen zwei nicht ganz so eingängige, aber kaum minder gelungene Tracks.
Für mein Dafürhalten ändern sich Stil und Härtegrad in der folgenden zweiten Hälfte des neuen Silberlings hörbar. Die Gitarren sind nun fast thrashig, der nach wie vor eher in mittleren bis tiefen Lagen angesiedelte Gesang wirkt deutlich aggressiver und die Drums tönen intensiver. Aber nur, um den Hörer wiederholt mit Hilfe von epischen Breitwand-Refrains, manowar-artigen Chören und einigen gar progressiv anmutenden Passagen wieder auf den Boden der symphonischen Power-Metal-Tatsachen zurückzuholen. Eindrucksvoll zeigen dies vor allem das herausragende ‘Hourglass In The Sky’ mit seinem grandiosen Refrain inklusive Mitklatschpart und seinem aberwitzigen Solo sowie die erst ruhige, dann stampfende und am Ende hymnische Power-Ballade ‘Sacrifice Of A Hero‘. Summa sumarum ein ganz starkes, facettenreiches Album mit einigen richtig guten Songs von einer Band mit enormem Potential!
Michael Gaspar vergibt 8,5 von 10 Punkten