PAIN OF SALVATION – PANTHER

PAIN OF SALVATION

Titel: PANTHER

Label: INSIDEOUT / SONY

Spieldauer: 53:29 Minuten

Wer von Daniel Gildenlöw nach dem befreienden Paukenschlag „In The Passing Light Of Day“ erwartet hatte, dass er einen zumindest ähnlichen Songwritingansatz wählen würde, hat die bisherige Karriere PAIN OF SALVATIONs nicht sehr aufmerksam verfolgt. Gildenlöw spielte schon immer gerne mit dem Feuer: nach den zugänglichen, von vielen Fans immer noch verehrten Frühwerken „The Perfect Element“ und „Remedy Lane“ etwa legte er mit „BE“ und „Scarsick“ zwei hochexperimentelle Werke vor, die zahlreiche Anhänger verprellten. Diesmal hat er sich also elektronischer Versatzstücke verschrieben und wird auch damit wieder für Kontroversen sorgen (bzw. hat diese schon ausgelöst).

Das in diversen Interviews dargelegte, sich (sehr grob skizziert) mit Fragen der Entfaltung von Individualität im Rahmen der von der Menschheit konstruierten Machtstrukturen auseinander setzende lyrische Konzept schreit natürlich geradezu nach einer entsprechenden musikalischen Umsetzung. Und so stehen auf dem sich durchs Dickicht anpirschenden „Panther“ anstelle geschmeidig arrangierter Progjuwelen sperrige, elektronische Grooves und Sounds (gewöhnungsbedürftig ist dabei auch der knochentrockene Klang der Drums) im Vordergrund, ein Irrgarten, in dem sich Gildenlöws Melodielinien mit der Machete einen Weg finden müssen. Ein Ansatz, der inhaltlich also Sinn macht. Mit der Umsetzung mag man hadern, dennoch finden sich in Songs wie „Unfuture“ oder dem mit Hip Hop-artigem Gesang experimentierenden Titeltrack durchaus nachhaltige Hooks.

Jedoch vertonen PAIN OF SALVATION hier ebenso nachhaltig wie radikal die Gedankengänge Gildenlöws, und so wird aus dem „Restless Boy“ eben ein rastloses Stück Musik, das gar nicht erst gefallen will, sondern Kontraste in den Vordergrund rückt. Auch einem so herrlich einschmeichelnden Stück wie dem auf einem schönen Pianolauf basierenden „Wait“ wohnen so schmerzhafte Atonalitäten inne, die sich bei genauem Zuhören allerdings wieder in Gildenlöws melodischer Meisterschaft auflösen (wie im folgenden „Keen To A Fault“ mit seinem tollen, hochkomplexen Akustikriff). Der abschließende Longtrack „Icon“ sollte bzw. könnte traditioneller ausgerichtete Zeitgenossen von den Tugenden eines starken Albums überzeugen, auch wenn hier wieder bedrohliche Szenarien in Gildenlöws betörende Gesangslinien einbrechen.

Sperrig, fordernd, mutig: ähnlich wie Leprous stehen PAIN OF SALVATION nicht auf der Stelle, sondern stellen sich musikalisch wie inhaltlich immer neuen Herausforderungen. Wer einschmeichelnde Melodien sucht, bedient sich eines der eingangs erwähnten Alben aus dem Bandkatalog. „Panther“ ist wie „Scarsick“ hingegen ein Werk, das nach intellektueller Auseinandersetzung und Durchdringung lechzt. Letztendlich muss man sich selbst entscheiden, ob man diesen Fehdehandschuh aufheben will…

Patrick Müller vergibt 8 von 10 Punkten