OTTONE PESANTE – SCROLLS OF WAR

OTTONE PESANTE

Titel: SCROLLS OF WAR

Label: Aural Music

Spieldauer: 43:08 Minuten

VÖ: 18. Oktober 2024

Ihr glaubt nicht, dass Blasmusik Heavy Metal sein kann? Das sahen manche schon anders. Nicht nur Riot, die auf der „Privilege Of Power“ sich mit Brass verstärkt haben. Fragt mal einen Tubaspieler, was sein Instrument wiegt. Hörner waren immer schon ein Signalinstrument für Jagd und vor allem Militär. Der Zapfenstreich ist heute noch eine scheinbar überholte Tradition. Und womit wurden im biblischen Jericho die Mauern zum Einsturz gebaracht?

Da kommen OTTONE PESANTE aus dem italienischen Faenza gerade recht. Übersetzt man ihren Bandnamen, bekommt man Schweres Messing. Und sie knallen uns Blechgebläse um die Ohren. Mit ihrem dritten Album „DoomooD“ von 2020 haben sie sich schon in mein Herz geblasen. Jetzt sind sie wieder da. Sie, das sind der Trompeter Paolo Raineri, Francesco Bucci an der Trombone und Drummer Beppe Mondini. Und warum soll es nicht funktionieren, was Apocalyptica mit Celli vorgemacht haben?

Auf „Scrolls Of War“ machen OTTONE PESANTE mächtig Rabatz. Dieser funktioniert weitestgehend ohne Gesang, sieht man von ein paar Spoken Words ab und dem Gastbeitrag der Sängerin  Lili Refrain, die als Solokünstlerin mindestens die italienische Gothic-Szene befeuert.

Der Rabatz beginnt schon mit dem Opener ´Late Bronze Age Collapse´.  Die Nummer beruht auf einem rhythmisch spannenden Loop, der immer weiter leicht variiert wird und sich dynamisch steigert. Man mag, wenn man es nicht besser weiß, kaum glauben, hier ist keine Gitarre zu hören. Lediglich ein paar Synths sind Teil dieser Nummer. Diese wurden beigetragen von niemand geringerem als Shane Embury. Ich hätte tatsächlich nie erwartet, dass ich Napalm Death je in einem Zusammenhang nennen würde, der mir musikalisch gefällt. Während OTTONE PESANTE früher meist in doomig und deathigen Gefilden unterwegs waren, erweitern sie hier, auch auf dem folgenden ´Sons Of Darkness Against Sons Of´, um industrielle Sounds.

Das größte musikalische Monster aber ist ´Men Kill, Children Die´. Nicht nur wird das militärische Signalhorn zu Gehör und in Erinnerung gebracht. Diese neunminütige Nummer ist voller Bösartigkeit, voller Dissonanz und Wut. Und genau darin ist sie großartig. Kein Zuckerschlecken, kein Schönklang. Aber ein Abbild der Natur des Menschen.

Und jetzt noch mal. Blasmusik ist kein Heavy Metal? Doch. Was OTTONE PESANTE hier beweisen. Grandios. Anders. Erregend und aufregend.

Mario Wolski vergibt 9,5 von 10 Punkten