ORANGE GOBLIN – SCIENCE, NOT FICTION

Orange Goblin - Science, Not Fiction

ORANGE GOBLIN

Titel: SCIENCE, NOT FICTION

Label: PEACEVILLE

Spieldauer: 48:32 (53:15) Minuten

VÖ: 19. Juli 2024

Herzlichen Glückwunsch: In ihrem dreissigsten Dienstjahr und ganze sechs Jahre nach dem starken Vorgänger „The Wolf Bites Back“ bringen ORANGE GOBLIN mit „Science, Not Fiction“ endlich ihr zehntes Studioalbum an den Start. Und die Wartezeit hat sich sowas von gelohnt…

Spätestens seit ihrem 2012er Meisterwerk „A Eulogy For The Damned“ spielen ORANGE GOBLIN in ihrer eigenen Liga und kombinieren in einzigartiger Weise Dicke-Klöten-Rock der Marke Monster Magnet mit mitreissenden Sabbath-Vibes und Stoner-Grooves, der Brachialität und Heaviness von Motörhead und der virtuosen Intensität alter Mastodon. Über all dem thront die ausdruckstarke Reibeisenstimme von Sänger und Fronttier Ben Ward. Dagegen wirken selbst abgefeierte Bands wie Clutch oder Red Fang im direkten Vergleich einfach nur wie Schülercombos…

Auf „Science, Not Fiction“ liefern die Engländer jetzt sogar einige der besten und abwechslungsreichsten Songs ihrer Karriere ab:

  • Der hymnische Opener ‚The Fire At The Centre Of The Earth Is Mine‚ macht seinem epischen Titel alle Ehre und erweckt ein Feeling, als hätten Motörhead zusammen mit Monster Magnet den Sabbath-Klassiker „Children Of The Grave“ neu eingezimmert.
  • Der treibende Quasi-Titelsong ‚(Not) Rocket Science‚ kommt dann mit schweinecoolen „Barpiano“-Rock-Vibes rüber und würde selbst auf dem Backyard-Babies-Meisterwerk „Total 13“ eine grandiose Figur abgeben. Wie später übrigens auch noch das knackige ‚The Fury Of A Patient Man‘.
  • Das folgende ‚Ascend The Negative‚ startet als kleines Groovemonster mit den hörbarsten Stoner-Vibes, um in der Mitte in rhythmischen Doom mit fast Mantra- und Hardcore-artigen Shouts umzuschlagen. Originell, anfangs gewöhnungsbedürftig, wächst aber mit jedem Hördurchlauf.
  • Mein persönliches Highlight ist jedoch der siebenminütige Hammer ‚False Hope Diet‘, das durch alle möglichen Stimmungslagen mäandert, um gegen Ende mit Purple- und Heep-artiger Hammond-Epik auszuklingen. Definitiv der progressivste (und imho coolste) Song, den ORANGE GOBLIN bisher geschrieben haben.
  • Nach einem zweiminütigen, fast schon King-Diamond-artigen Intro entpuppt sich ‚Cemetary Rats‘ als ebenso geiler Uptempo-Thrasher (inkl. Motörhead-Vibes) wie schon „The Devil’s Whip“ und „Suicide Divison‘ auf den beiden Vorgängeralben.

Die restlichen Songs der Scheibe sacken danach qualitativ nicht signifikant ab, sondern bieten – mit jeweils eigenem (Uptempo-)Groove und Charakter – einfach „nur“ durchwegs oberklassige Kost im bekannten ORANGE GOBLIN Style. Das gilt (für Vinyl-Fans „leider“) auch für den starken CD-Bonustrack ‚Eye Of The Minotaur‘.

Leck mich fett! Selbst ohne radikale Stiländerungen schaffen es ORANGE GOBLIN songtechnisch auch auf Album Nummer Zehn noch immer, ihr hohes Niveau zu halten bzw. sogar leicht zu steigern, ohne dabei abgeschmackt oder wie eine langweilige Selbstkopie zu klingen (adhoc fallen mir da sonst höchstens noch Rush und Judas Priest ein). Persönlich finde ich „Science, Not Fiction“ jetzt schon genauso genial wie meinen bisherigen Liebling „Back From The Abyss“ von 2014.

Joe Nollek vergibt 9,5 von 10 Punkten