ONE MORNING LEFT – HYPERACTIVE

ONE MORNING LEFT

Titel: HYPERACTIVE

Label: ARISING EMPIRE

Spieldauer: 35:40 Minuten

Ein etwas chaotischer, aber durchaus reflektierter Haufen scheinen mir ONE MORNING LEFT, 2008, gegründete Trancecore-Band aus Vaasa, Finnland, zu sein. Obwohl mir Vorreiter wie Enter Shikari und We Came As Romans oder auch deutsche Vertreter wie Eskimo Callboy oder We Butter The Bread With Butter natürlich nicht unbekannt sind, war mir diese Genre-Bezeichnung bisher kein Begriff. Dabei werden Elemente aus Hardcore, Screamo und Eurodance vermischt. Charakteristisch für den Sound sind darüber hinaus der Einsatz von Synthies, Vocoder-Stimmen und Auto-Tune-Effekten. Die sechs durchgeknallten Finnen treiben es aber bis zum Äußersten und setzen außerdem auf Hardrock-, 80ies- und Melotron-Sounds und fügen sogar Hip-Hop-Elemente hinzu.

Die Stücke liefern dynamische Übergänge zwischen ruhigen, beinahe balladesken Passagen und energetischem Metal- bis hin zu aggressivem Deathcore. Das klingt auf den ersten Blick chaotisch, ist es aber nicht, sondern allenfalls ein wenig hektisch und strotzt vor allem vor Energie und Spielfreude. Alles kann, nichts muss und erlaubt ist, was gefällt! Und reflektiert ebenso, da bei allem Stilmix und dem vermeintlichen Klamauk in den humorvollen Texten wichtige Botschaften enthalten sind und ernste Themen wie die überspannte heutige Zeit im Allgemeinen und Depression, Haß, Süchte, Mobbing und Stress im Besonderen behandelt werden.

Musikalisch bieten die zehn Tracks einen Parforceritt durch alle genannten Stile und Elemente. Gleich im Opener ‘Ruby Dragon‘ bereiten nach „Thriller“-Auftakt hartes Riffing und glänzende Synthiesounds den Weg zu einem ultra-eingängigen Chorus. Im Mix aus 80er Hardrock und Metalcore in der Party-Hymne ‘Sinners And Winners‘ hat dann tatsächlich auch noch ein Gitarrensolo Platz gefunden. ‘Drowned God‘ ist dann ein harter, dunkler und fast traditioneller Metalcore-Kracher ohne weitere Spielereien bevor das poppige, tanzbare ‘CREATVRES‘ wieder eine ganz andere Seite zeigt. Blastbeats und ein Mix aus erneut sehr intensiven Screams, Growls und einem emotionalen, cleanen Refrain kennzeichnen das schnelle ‘Live, Laugh, Love‘, in dem es textlich um Unredlichkeit und Unechtheit in den sozialen Medien geht.

‘Downfall‘ vereint erneut Härte und Melodie sowie funkigen Groove und breiteste Keyboardsounds. Zudem steuern der italienische DJ Massimo und der finnischen Underground-Rapper OG Ulla-Maija überraschende Parts bei. ‘Worry Less, Dance More‘ lässt die Vorliebe der Band für Alternative Rock und Progressive durchscheinen und verblüfft mit einer Art Jazz-/Indie-Breakdown, den man so sicherlich auch noch nicht gehört hat. Auch das kunterbunte Bandlogo, das Artwork und die schrillen Videos der positiv Bekloppten sprechen für sich. Sicherlich nichts für Puristen, aber eine sehr kreative, ausgefeilte Scheibe mit Message und enorm hohem Spaßfaktor sowie unerwarteten musikalischen Wendungen!

Michael Gaspar vergibt 7,5 von 10 Punkten