OBSCURA – A CELEBRATION I – LIVE IN NORTH AMERICA

OBSCURA

Titel: A CELEBRATION I – LIVE IN NORTH AMERICA

Label: NUCLEAR BLAST RECORDS

Spieldauer: 54:43 Minuten

VÖ: 27. Oktober 2023

Nach gut zwanzig Jahren Bandgeschichte und sechs Studioalben ist es höchste Eisenbahn für eine Livescheibe. Das haben sich offenbar auch die bayrischen Prog/Tech Death Metaller OBSCURA gedacht und kredenzen uns “A Celebration I – Live in North America”.

Die Aufnahmen stammen von verschiedenen Stationen der 2022/2023 „A Valediction World Tour“ in den USA, Kanada und Mexiko und weisen eine bunte Setliste auf, die einige Fanfavoriten enthält und fast alle Silberlinge der ikonischen Diskographie streifen.

So sind “Cosmogenesis” (2009), “Omnivium” (2011), “Akroasis” (2016), “Diluvium” (2018) und der aktuelle Chartbreaker “A Valediction” (2021) mit gleich drei Songs vertreten. Allerdings wird nicht die komplette Setlist und auch nicht die Stücke in der jeweils “richtigen” Reihenfolge der Gigs dokumentiert.

Um allen Shows gerecht zu werden und die jeweils beste Version des jeweiligen Songs zu erwischen ist jeder Track von einem anderen Konzert und wird aufs Neue ein- und ausgefadet. Ansagen sind rar und auch Publikumsreaktionen sind nur in ruhigen Momenten oder an Songanfängen oder -ausklängen zu hören. Echtes und authentisches Live- und Konzertfeeling kann so nicht wirklich rüberkommen.

Die von allen Bandmitgliedern dargebotenen technischen Fähigkeiten und instrumentale Präzision sowie die Energie und Intensität der Performance sind beeindruckend und die durchmischte Setliste macht durchaus Laune.

Da sind alte und neue Nummern dabei wie die eingängige Auskopplung `The Anticosmic Overload´ auf der einen und `Incarnated´ mit fast fünfzehn Jahren auf dem Buckel auf der anderen Seite sowie `Forsaken´, `A Valediction´ und das packende Instrumental `Orbital Elements II´ vom aktuellen Dreher.

Da ist ein schneller, melodischer Song wie `Emergent Evolution´, ein Deathcore Brecher wie `Ocean Gateways´ und komplexere, progressive Hymnen wie `Septuagint´ mit seinem schicken Bass-Solo und das treibende `Akroasis´.

Allerdings fehlen auch einige Fanfavoriten und ein Standard wie beispielsweise `Centric Flow´. Ein weiterer Minuspunkt ist der nicht ganz ausgewogene und nur als ok zu bezeichnende Sound, für den der vielfach ausgezeichnete Produzent Fredrik Nordström und Mastermind Steffen Kummerer verantwortlich zeichnen.

Fazit: nicht ganz astreine und nicht wirklich mitreißende Liveplatte, wenn auch musikalisch alles im grünen Bereich ist, vermutlich vor allem für Fans zu empfehlen. Für interessierte Newbies stellt sie keinen repräsentativen Einstieg ins Werk der Band da, so dass diese sich besser an einem der genannten Studioalben orientieren. Zudem unverständlich, dass es trotz der Videosingles offenbar keine DVD/Blu-Ray-Version der Scheibe geplant ist.

Michael Gaspar vergibt 6,5 von 10 Punkten