NYTT LAND – TOREM

NYTT LAND

Titel: TOREM

Label: Napalm Records

Spieldauer: 44:31 Minuten

VÖ: 06. Oktober 2023

NYTT LAND kannte ich bisher nur vom Bandnamen her, Musik gehört habe ich von dem schamanischen Paar Natasha “Baba Yaga” und Anatoly Pakhalenko aus dem sibirischen Kalachinsk bisher noch nicht. Das wird sich heute ändern. Gegründet wurde NYTT LAND 2013, gehört zur Dark-Folk-Szene und “Torem” ist ihr neuntes Album, das ab dem 06. Oktober 2023 über Napalm Records erhältlich ist. “Torem” ist der Auftakt einer Album Trilogie, die im “kosmologischen Sinne von den drei Welten ihres Landes erzählt”, wie es in der Info zum Album heißt. Der Albumtitel bedeutet übersetzt “Großer Himmel”. Dort sollen die Vorfahren sitzen und die Seelen aller, egal ob Mensch oder Tier, sollen als Vögel wiedergeboren werden. Hierhin zieht es auch einen Schamanen, der die Schlüsselfigur von “Torem” ist. Sein Ziel ist es, die Weisheit des Großen Geistes zu erlernen.

Das Intro ´Olenmet´ ist komplett ohne Instrumente gehalten und startet lediglich mit Kehlkopfgesang und Vogelgezwitscher im Hintergrund, was auch die Nähe des russischen Duos zur Natur verdeutlicht. ´Nord´ eröffnet mit dem leisen Klang eines Glockenspiels, entfaltet schön klingenden Gesang von Natasha und den eher knurrigen Sound von Anatloy. Dazwischen kommen verschiedene Percussions-Instrumente zum Einsatz und Flötentöne sind ebenfalls zu hören. ´Risu Raknar´ klingt beschwörerisch, heißt soviel wie “riesige Regenfälle”, wenn ich meinem Übersetzer glauben schenken darf. Dieser verortet die beiden Wörter auch in die isländische Sprache, was korrekt sein muss denn NYTT LAND singen auf “Torem” in den beiden alten Sprachen Khanty (Sibirischer Eingeborenenstamm) und Old Norse (Altisländisch). Die Maultrommel ist in ´Johem Ar´ gut zu hören und ´Manito´gibt sich sehr geheimnisvoll und ist bis auf ein bisschen Geflüster komplett instrumental. Raben krächzen in ´Huginn ok Muninn´, die den Menschen mit Grundwissen in nordischer Mythologie bekannt sein sollten und deren Geschichte hier erzählt wird. ´Rise of Midgard´ handelt von der Erschaffung Midgards (der Erde, Anmerkung des Autors). Folgt man der Mythologie, schufen Odin und seine Brüder Vili und Ve Midgard aus dem Körper des ersten Riesen Ymir. ´Torem´ wirkt in Anbetracht der eher düsteren beziehungsweisen bedrohlichen Stimmung der bisherigen Lieder fröhlich und ´Lavel´ ist der stimmungsvolle Abschluss eines bemerkenswerten Albums mit nicht alltäglicher Musik, zumindest in unseren Gefilden.

Auf NYTT LAND und “Torem” muss man sich als Nicht-Fan einlassen wollen, sonst wird man an dem Mix aus Schlagzeug, Percussion, Flöten, die allesamt “Baba Yaga” spielt und die von “Shaman” Pakhalenko verwendeten Tagelharpa, Mundharmonika, Perkussion und dem Horn nicht glücklich werden und keine Freude empfinden. Wer also schon mit Heilung oder auch Wardruna Probleme hat, braucht hier nicht reinzuhören. Ansonsten macht das Duo mit seiner spannenden und vielseitigen musikalischen Darbietung Spaß und zeichnet trotz der Sprachbarriere (es lag kein Lyric Sheet zum Übersetzen vor) Bilder vorm geistigen Auge. Gerade wenn man relaxen oder vom Alltag abschalten möchte, sind NYTT LAND und “Torem” bestens geeignet, um mit sanften aber auch rauen Klängen des Nordens für Entspannung zu sorgen.

Tobi Stahl vergibt 8 von 10 Punkten