NUR NH ist wieder zurück. Die Sängerin von der Insel Borneo und ihr gleichnamiges Symphonic Metal Projekt starten mit ihrer neuen, vier Tracks starken EP „Unbroken“ durch, nachdem sie sich zu einer rund zehnjährigen musikalischen Pause gezwungen sah.

Der Sound der Künstlerin, die Evanescence, Nightwish und Lacuna Coil zu ihren Einflüssen zählt, ist im Kern ein modernes Symphonic Rock/Metal Gebräu, welches neben den symphonischen Elementen aus wuchtigen Riffs, stampfenden Drums und der intensiven, emotionalen Stimme der Protagonistin sowie einigen folkloristischen, asiatischen Untertönen besteht.

NUR NH erklärt, die unfreiwillige Auszeit sei „das Ergebnis eines jahrzehntelangen Alptraums häuslicher Gewalt gewesen“. Daher widmet die Musikerin das fulminante “I’m Done With You”, gleichzeitig Opener und erste Vorabsingle des Kurzplayers, Leidensgenossinnen auf der ganzen Welt, die Opfer von häuslicher Gewalt waren und sind. Ihre „Rache“ besteht somit in der Wiedererlangung ihrer Kraft, kreativ tätig zu sein, und dem Trost, den sie in der Musik findet.

Der emotionale Banger überzeugt mit Eingängigkeit, Härte und Emotionalität und transportiert sowohl Rachegelüste und Furchtlosigkeit als auch Verletzlichkeit und Hoffnung auf ein Entkommen und ein Leben in Freiheit. Im dazugehörigen Video gehen sowohl das traditionelle Hochzeitskleid als auch die echte Heiratsurkunde der Musikerin in Flammen auf. Alles ebenso echt und authentisch wie die dort vergossenen Tränen.

„Diese Lieder stellen einen Lebenskampf dar, mit dem ich und viele Frauen täglich konfrontiert sind. Es ist eine emotionale Reise der Musik, die von extremer Depression bis zum freudigen Gefühl des Überlebens reicht.“, so die Protagonistin.

Dieser Kampf und diese Gefühlsachterbahn offenbaren sich dann mehr und mehr in den beiden folgenden, eher ruhigen, intensiv-emotionalen Stücken. `The Dark Is Like A Fire´ bewegt mit Spieluhr-, Piano und Harfenklängen sowie den verletzlichen Vocals der Sängerin, während das melancholisch-kämpferische `Un Vero Amore´ mit traurigen Cello- und Violinenparts beginnt, sich hymnisch steigert und in kämpferisch-trotzigen Vocals und einem packenden Solo aufgeht.

Zum mitreißenden Schluss schleudert NUR NH ihrem Peiniger ein bitter-leidenschaftliches `Goodbye Ciao Ciao´ hinterher, bei dem die Gitarren dann auch wieder etwas härter riffen.

Mit normalen Maßstäben kaum zu bewertende Platte mit Gefühl, Seele und Tiefgang und einem spannenden Sound, die Mut, Resilienz und Empowerment vermittelt. Bei einem Symphonic Album der Qualität insbesondere des Openers würde ich definitiv zugreifen.

Michael Gaspar vergibt 7,5 von 10 Punkten

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