NITA STRAUSS – THE CALL OF THE VOID

NITA STRAUSS

Titel: THE CALL OF THE VOID

Label: SUMERIAN RECORDS

Spieldauer: 59:13 Minuten

VÖ: 07. Juli 2023

Die in Los Angeles geborene Gitarristin und musikalische Urgewalt NITA STRAUSS kennt man neben ihrer Arbeit an Coverversionen, in den Social Media und bei der WWE vor allem als ehemaliges Mitglied von The Iron Maidens und erst als Ex- und jetzt doch wieder Gitarristin von US Rockikone Alice Cooper.

Mit “The Call Of The Void” stellt die Kalifornierin ihr zweites Soloalbum nach dem Debüt “Controlled Chaos“ (2018) mit neuen frischen Instrumentalkompositionen und einigen faszinierenden Kollaborationen vor.

Der Albumtitel nimmt Bezug zum sogenannten „High Place Phänomen“. Der Gedanke, von einem hohen Gebäude zu springen, sei jedoch in keiner Weise mit Selbstmordgedanken verknüpft, sondern im Gegenteil ein Zeichen eines unbändigen Überlebenswillens und die Entscheidung, vom Abgrund zurückzutreten, zeuge von großer Motivation, die Kontrolle zu übernehmen und sein Leben zu leben.

Von den vierzehn Stücken des Silberlings sind inklusive des instrumentalen Bonustracks sechs stimmlos und acht Zusammenarbeiten mit äußerst angesagten und hochkarätigen Gastvokalisten.

Nach dem melodischen Einstieg `Summer Storm´ geht es mit Arch Enemy Frontfrau Alissa White-Gluz und `The Wolf You Feed´ gleichsam aggressiv und eingängig los, bevor es im Folgenden erwartungsgemäß etwas moderner und ausgelassener wird.

Denn dafür stehen die Tracks `Digital Bullets´ ft. Chris Motionless (Motionless In White) und `Through the Noise´ ft. Lzzy Hale (Halestorm). Und spätestens hier wird deutlich, auf welch beeindruckende Weise die Künstlerin dem jeweiligen Sänger maßgeschneiderte Songs liefert, die auch zu deren Hauptbands passen würden.

Und gleichzeitig ist dies auch einer der wenigen kleinen Kritikpunkte an der Platte, denn vielleicht wäre es im Sinne der Weiterentwicklung und Abwechslung der Königsweg gewesen, mal die ausgetretenen Pfade zu verlassen und etwas Überraschendes oder Ungewöhnliches zu wagen und gemeinsam mit dem Kollegen die jeweilige Komfortzone zu verlassen.

Es folgt der moderne, energische Brecher `Dead Inside´ mit David Draiman (Disturbed) und die energetische, aufbauende Hymne `Victorious´ mit der eher unbekannten Sängerin Dorothy, Frontfrau der gleichnamigen kalifornischen Rockband, geht sofort ins Ohr.

Auch die instrumentalen Stücke können sich hören lassen, kommen aber nicht ganz an die anderen Kompositionen heran. Vor allem jedoch der starke Doppelpack aus dem balladesk-hymnischen `Scorched´ und dem harten, kraftstrotzenden `Momentum´ begeistert und verkürzt die Zeit zum ebenfalls bockstarken `The Golden Trail´ mit In Flames Fronter Anders Friden.

Und auch der alte und neue Boss kommt zu seinem Recht und NITA STRAUSS klöppelt ihm mit `Winner Takes All´ den perfekten, eingängigen Rocker auf den mittlerweile 75-jährigen Leib, bevor das letzte “Duett” `Monster´ ft. US Singer-Songwriterin Juliet Simms aka Lilith Czar (Automatic Loveletter) zum an Paramore erinnernden Überraschungshit des Silberlings gerät.

Als Bonustrack gibt es noch das Instrumental `Surfacing´ mit dem ehemaligen Megadeth-Gitarristen Marty Friedman, das mit seinen progressiven, djentartigen Parts und halsbrecherischen Soli den Protagonisten noch einmal alles abverlangt und beide zeigen lässt, was sie können.

“The Call Of The Void“ ist eine abwechslungsreiche, kurzweilige, gitarrenlastige Stunde Musik mit starken Songs und hochkarätigen Gästen. Denn wer kann schon von sich behaupten, einen Song von und mit Alice Cooper, Arch Enemy, In Flames und Disturbed auf seinem eigenen Album zu haben?

Michael Gaspar vergibt 8 von 10 Punkten