Mit „Outsider“ veröffentlichen die US-Metaller und NWoBHM-Fans NIGHT DEMON um Sänger, Bassist und Mastermind Jarvis Leatherby endlich ihr drittes vollständiges Studioalbum – nachdem mittlerweile auch schon ganze sechs Jahre seit dem sowohl von Presse als auch Fans abgefeierten Vorgänger „Darkness Remains“ ins Land gezogen sind.

Faul waren NIGHT DEMON seitdem wahrlich nicht. Erstens zählt die Band auf dem Live-Sektor seit 2017 – nicht nur in Deutschland – zu den aktivsten Live-Bands überhaupt und hatte ihre Anfangsphase 2018 noch mit dem superben Doppel-Live-Album „Live Darkness“ gekrönt. Zweitens gab es bereits vor einem Jahr bereits die Compilation „Year Of The Demon“ mit vier neuen, während der Corona-Zeit entstandenen Songs sowie Cover- bzw. Live-Versionen veröffentlicht. Diese war ja ganz cool – „Outsider“ setzt aber definitv wieder einen drauf und knüpft – musikalisch gereift – einwandfrei an die alten Glanztaten an.

Erstmals in der NIGHT DEMON Historie gibt es auf „Outsider“ sogar ein kurzes stimmungsvolles Album-Intro, das sich passenderweise gleich perfekt als zukünftiges Live-Intro nahezu aufdrängt und nahtlos in den Uptempo-Hit und als erstes Video-/Titeltrack ‚Outsider‚ übergeht. Beide aus den zukünftigen Sets der Band erstmal nur noch schwerlich wegzudenken – Einstand nach Maß, wie man so schön sagt.

Das nachfolgende treibende ‚Obsidian‘ ist eine perfekte Mischung aus US-Metal und NWoBHM und erinnert von den Leads her an das tolle Instrumental „Flight Of The Manticore“ vom Vorgänger. In eine ähnliche Kerbe haut ‚Rebirth‘, das imho gut, auch aber aber nicht ganz so zwingend ist – eher nur kurzfristig ein Kandidat für die Live-Setlist. Etwas besser macht es in dieser Hinsicht wiederum die zweite starke Video-Auskopplung ‚Escape From Beyond‚.

Ansonsten gehen NIGHT DEMON auf „Outsider“ erstmals gezielt und erfolgreich in den (Halb-)Balladen-Sektor: Das 6-minütige ‚Beyond The Grave‚ ist eine starke „klassische“ Halbballade, die an offensichtliche Vorbilder wie ‚Welcome Home“ und „Hallowed Be Thy Name“ erinnert, nahezu zwangsläufig aber nicht diese unsterblichen Klassiker heranreicht. Origineller finde ich da die Ballade ‚A Wake‘, die gerade durch Jarvis‘ melancholischen Gesangt definitiv schon „grungige“ Züge trägt, bevor sie sich erst kurz vor Schluss zu einem Maiden/Metallica-artigem Klimax aufbäumt.

Der spannendste Song auf „Outsider“ ist für mich dann das fantastische und epische ‚The Wrath‘, das ebenfalls halbballadesk anfängt, sich sukzessive ins Uptempo steigert und so wirklich alle bisherigen Trademarks der Band in sich vereinigt, bevor er mit einem balladesken Quasi-Outro ausklingt. Mit über sieben Minuten auch der bisher längste und facettenreichste Song in der NIGHT DEMON Diskografie. Einfach klasse.

Der kurze und knackige abschließende Speeder „The Last Day“, der im Vorjahr auf kultiger „Flexi-Disc“ veröffentlicht wurde, ist ausschließlich als Bonustrack der CD-Version und dem Download enthalten, nicht aber auf den Vinyl-Ausgaben – trotz einer Gesamtspielzeit von weit unter 40 Minuten. Und DAS ärgert mich als Fan der Band und Vinyl-Käufer aus Prinzip! Juckt mich jetzt nicht, ob das letztendlich eine Entscheidung der Band selbst oder vermeintlicher „Marketing-Profis“ ihres neuen Labels Century Media war: Solch eine Veröffentlichungspolitik grenzt imho ein wenig an Verarsche und ist mir auch einen entsprechenden Punktabzug bei diesem ansonsten tollen Album wert.

Joe Nollek vergibt 8 von 10 Punkten

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