NEONFLY – THE FUTURE, TONIGHT

NEONFLY

Titel: THE FUTURE, TONIGHT

Label: NOBLE DEMON RECORDS

Spieldauer: 41:39 Minuten

Nach eigener Aussage möchte die britische Metalband NEONFLY auf ihrem dritten Silberling ihren Sound „in eine neue musikalische Richtung und eine neue kreative Ära führen“. Doch eher entpuppt sich “The Future, Tonight“ als die stilistische und qualitative Wundertüte einer Band, die noch auf der Suche nach der eigenen musikalischen Identität zu sein scheint. Dabei hat sich der Stil grundsätzlich von melodischem Power Metal in weiten Teilen zu melodischem Hard Rock/Metal mit symphonischen und AOR-Anteilen gewandelt. Aber eben nicht nur.

Doch der Reihe nach: die ersten Tracks sind Rocksongs der eher softeren Art, dominiert durch den recht hohen, kraftvollen Gesang von Willy Norton und sehr viel Synthie-Glasur. Keine schlechten Tracks, aber auch nichts, was mich spontan aus den Latschen kippen lassen würde. Dann folgt jedoch mit dem Titelsong das erste Highlight. Dieser vereint etwas mehr Härte und Tightness mit einem traumhaften Chorus. Darüber hinaus steuert der momentan allgegenwärtige Björn „Speed“ Strid einige Screams in bester Soilwork-Manier bei, die für zusätzliche Dynamik und einen gelungenen Kontrast zu den melodischen Vocals des Frontmanns sorgen.

‘Beating Hearts‘ ist ein weiterer Track, der mich aufhorchen lässt, was in diesem Fall an seiner Eingängigkeit und langen, grandiosen Keyboard-Passagen und alternierenden Chören liegt. Es folgen zwei Stücke mit Unterstützung des britischen Vokalisten Kaan Tasan (Heart Of A Coward, No Consequence), der auf ‘Another Eden‘ und ‘Steal The World‘ energetische, aggressive Screams and Shouts beisteuert. Diese wirken zwar etwas bemüht und integrieren sich nicht komplett harmonisch in den Sound. Da sich aber gleichzeitig auch Härte, Geschwindigkeit und Intensität der übrigen Parts steigern, kommen zwei sehr vielversprechende Stücke dabei heraus.

Beim folgenden ‘Final Warning‘ ist es dann komplett um mich geschehen. Ist das noch die gleiche Band, die auf einmal nach modernem, harten Prog klingt? Rhythmussektion und Gitarren machen ihren Job mit mehr Härte und Dynamik, die Synthies vollführen grandiose Dinge und die Vocals sind variabel und bewegen sich zwischen lauten Parts, aggressiven Passagen und leisen, gesprochenen Teilen. Das abschließende ‘The Things We Left Behind (And The Things That Slipped Away)’ ist dann eine ebenfalls gelungene Power-Ballade, die sich nach etwa der Hälfte nochmal schön entfaltet und wieder diese erfreulichen Prog-Anleihen aufnimmt. Im Endergebnis empfinde ich „The Future, Tonight“ als durchwachsene, etwas verworrene Angelegenheit mit Hochs und Tiefs und einigen verheißungsvollen Ansätzen.

 

Michael Gaspar vergibt 7 von 10 Punkten