NEED2DESTROY – ANTI

NEED2DESTROY

Titel: ANTI

Label: Fastball Music

Spieldauer: 42:46 Minuten

VÖ: 21. November 2025

NEED2DESTROY verbinden seit ihrer Gründung im Mai 2013 in der ostwürttembergischen Provinz unterschiedlichste kulturelle Einflüsse zu einem Mix aus Groove, Thrash-, Alternative- und manchmal auch 70s-Elementen, geprägt von exotischem Latino-Gesang. Die Band besteht aus Diego Carbajal (Vocals), Milan Tajdic (Guitar), Simon Koesling (Drums) und Wolle von Hogh (Bass). 2014 erschien ihre 5-Song-EP “Genoma”, deren Erfolg ihnen einen vollen Tourkalender bescherte; die limitierte Sonderedition war binnen vier Wochen ausverkauft. Ein Jahr später folgte das erste professionelle Musikvideo, dessen YouTube-Aufrufzahlen schnell die 10.000er Grenze knackte. Mit über 100 Liveauftritten, darunter Festivals wie Rock am Härtsfeldsee, Sunstorm Open Air oder Wallesau ist Blau, haben NEED2DESTROY sich in der Szene verankert und arbeiten stetig daran, ihren Radius weiter auszubauen.

Wild und stellenweise progressiv eröffnen NEED2DESTROY ihr neues Album “Anti” mit ‘Thermometer’, gefolgt vom aggressiven, teilweise melancholischen und wütenden ‘Zombie’, bei dem die Vocals wechselweise klar oder harsch gehalten sind. Die Tatsache, dass die Lyrics in spanischer Sprache angeranzt kommen, macht es “dank” Sprachbarriere unmöglich, über den Inhalt der Songs zu sprechen – die Verpackung ist roh, dreckig und räudig, wie beispielsweise in ‘Welcome Motherfucker’. Nach ‘Super Pxrnx’ kommt mit ‘Psiocótico’ tatsächlich eine Nummer, bei der ich die wiederkehrende Passage mit “Motherfucker”, “Fuck You” und so verstehe, danach geht es mit rohem Underground-Geschrammel weiter. Der geneigte Metaller wird in ‘Preludio’ mit ordentlichen Thrash-Vibes verprügelt, ‘Voces Internas’ bietet all das, was der Vorgänger parat hält, inklusive ein paar Klargesänge, die den krassen Gegensatz zum übrigen Wutschwangeren Geraunze darstellen – nur klingt das irgendwie nicht so richtig gut. Nach ‘Horizonte Sistema’ werden NEED2DESTROY in ‘Esquizofrénico’ und ‘El Fin’ ruhiger, was definitiv kein Nachteil ist. ‘El Fin’ klingt sogar richtig stark und macht Eindruck, genauso wie die melancholische Nummer ‘El Cielo’, bei der der ein oder andere schiefe Ton in der hohen Stimmlage kommt; die akustische Gitarre macht das aber wieder gut und holt die Kohlen aus dem Feuer. ‘Bass Interlude’ ist das Outro und macht nach fast 43 Minuten Spielzeit das Licht aus.

Unterm Strich bleibt “Anti” eine wilde Mischung aus allem, was NEED2DESTROY eben ausmacht: Groove, Thrash, Alternative, ein bisschen Chaos und eine Menge Bauchgefühl. Klar, man kann sich weiterhin munter durch zig Genres arbeiten, das ist Teil des Konzepts. Trotzdem würde es der Platte gut tun, wenn man sich etwas stärker auf ein Grundgerüst fokussiert und die Grenzen zu anderen Stilen fließend, aber vor allem kontrollierter verschwimmen lässt. So wirkt das Ganze oft roh, wild und ungestüm – was super ist –, gleichzeitig aber auch stellenweise chaotisch und in der Struktur unnötig kompliziert. Der Sprung von hasserfüllten Wutattacken hin zur melancholischen Akustikballade ist schon ein ordentlicher Ritt. Als Hörer, der kein Spanisch versteht, hat man schon so manche “Hindernisse” zu überwältigen – ich verstehe gerne, was ich höre – und on top wird’s auch musikalisch teilweise sehr fordernd. Potenzial haben die Jungs, Energie sowieso – aber ein bisschen mehr Fokus würde den Songs und der Band gut stehen.

Tobi Stahl vergibt 6 von 10 Punkten