Gefühlt hat der US Progrock Virtuose NEAL MORSE erst kürzlich den ersten Teil seiner Vertonung der biblischen, wechselhaften und enorm spannenden Geschichte des Joseph “The Dreamer – Joseph: Part One” vorgelegt, da steht auch schon die Fortsetzung “The Restoration – Joseph: Part Two” in den Regalen.

Angesichts der Dauer von bestens ausgefüllten und kurzweiligen 75 Minuten sowie der Komplexität und Vielschichtigkeit der Kompositionen, stellt sich die Veröffentlichung auf zwei getrennten Scheiben statt eines Doppelalbums im Nachhinhein sicherlich als goldrichtig heraus.

Am Ende des ersten Teils fand sich Joseph zu unrecht inhaftiert in ägyptischer Gefangenschaft wieder. Teil zwei dokumentiert den seiner Weisheit, Toleranz und Intelligenz geschuldeten Aufstieg zu politischer Macht als Vizekönig und zur potentiellen Wiedervereinigung seiner Familie.

NEAL MORSE setzt erneut mit höchster musikalischer Qualität, enormer Bandbreite und großer Kreativität sein Werk “Jesus Christ the Exorcist” mit dieser zweiteiligen Rockoper fort. So einzigartig und bunt wie Josephs bekannter Mantel und im unverkennbaren und unnachahmlichen Prog Rock Stil des erfahrenen Künstlers.

Und er übertrifft sich und den Vorgänger erneut, wobei er wiederum die Rolle des Leadvokalisten übernimmt und sich einer illustren, talentierten und erfahrenen Schar an Gastmusikern bedient. Darunter Nick D’Virgilio (Spock’s Beard), Ted Leonard (Spock’s Beard, Pattern Seeking Animals), Matt Smith (Theocracy), Ross Jennings (Haken), Jake Livgren (Proto-Kaw, Kansas) und Alan Morse (Spock’s Beard) sowie die Mitglieder der Neal Morse Band wie Bill Hubauer und Eric Gillette.

Das zweite Kapitel hat Prog, Melodic und Hard Rock zu bieten sowie große musikalische Vielseitigkeit, melodische Intermezzi, harmonische Vocals und facettenreiche, bemerkenswerte Songs wie den Opener `Cosmic Mess´, `Guilty As Charged´ und I Hate My Brothers´.

Und abermals gelingt es NEAL MORSE perfekt und empathisch die Emotionen und verschiedenen Stimmungen und Phasen der Entwicklung im Leben des Protagonisten und seiner Familie erfahr- und nachvollziehbar zu machen. Vom Träumer in Haft und eher melancholisch-introspektiven Stücken (`My Dream´, `Dreamer in the Jailhouse´) über den Streit zwischen seinen Brüdern (`The Argument´) bis zum bombastischen Ende in `Dawning of a New Day (God Uses Everything for Good)´.

Das Werk ist episch und theatralisch, unterhaltsam und über die gesamte Dauer packend, stimmlich und kompositorisch ambitioniert und mit herausragender Produktion. Zwischen Melodic und Prog Rock Reminiszenzen, Big Band sowie orchestralen Elementen und üppigen Chören ist zudem ein Haufen starker Songs zu finden. Der erste Teil war schon grandios, die Fortsetzung steht dem in nichts nach, eher sogar im Gegenteil, und kommt einer Rockoper nochmals deutlich näher als Part One.

Michael Gaspar vergibt 9 von 10 Punkten

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