MYND – TWISTING THE AFFAIR

MYND

Titel: TWISTING THE AFFAIR

Label: EIGENPRODUKTION

Spieldauer: 49:00 Minuten

Boah, was war ich gespannt auf dieses Album, denn MYND haben mich mit ihrem Debüt „Awake“ vor sieben Jahren völlig geflasht. Kein Wunder, besteht das Quintett doch zu drei Fünfteln aus ehemaligen Annon Vin-Mitgliedern (Uwe Ruppel am Schlagzeug, Tom Brenneis am Bass und Gitarrist Eric Grösch), einer begnadeten Prog Metal-Band, die ich schon in den Neunzigern abfeierte. Eric müsste eigentlich jedem Progger aus seiner Zeit bei Mekong Delta bekannt sein. Dazu gesellen sich Keyboarder Christoph Metzendorf und Sänger Marc Laukel, dessen Vocals ich ebenfalls seit den neunziger Jahren zu schätzen weiß, als er mit Elysian Fields ein bockstarkes Demo aufnahm.

Den Sound von MYND zu beschreiben ist gar nicht so einfach, da es tatsächlich keine Band gibt, die genauso oder auch nur so ähnlich klingt. Vielleicht ist dies das größte Kompliment, das man einer jungen Band heutzutage machen kann, wo man doch zuweilen den Eindruck hat, dass jeder bei jedem gnadenlos abkupfert und viel alter Wein in neuen Schläuchen verkauft wird. Natürlich haben auch diese hervorragenden Musiker offensichtlich ihre Vorbilder wie Rush oder Porcupine Tree, ihre Kompositionen klingen aber trotzdem frisch und eigenständig.

Damit machen sie es einem natürlich nicht immer ganz einfach. Der Albumtitel „Twisting The Affair“ scheint bei den ersten beiden Tracks nach dem Intro Programm zu sein, denn so verschachtelt und vertrackt kamen MYND auf ihrem Erstling noch nicht daher. Selbst für mich als Genrejünger muteten diese beiden Prog-Brocken zu Anfang recht sperrig und schwer nachvollziehbar an. Nach ein paar Durchläufen lernte ich aber vor allem das achteinhalbminütige ‚Rise To Die‘ schätzen und lieben.

Mit den darauffolgenden ‚Science‘ ‚ Momentum‘ und ‚The Lurking Truth‘ rennen die Jungs dann aber offene Türen ein und weben trotz aller Komplexität feine Hooklines in die Songs ein. In diesen Momenten erinnern sie mich dann ein wenig an Subsignal. ‚Continental Drift‘ und ‚Departure‘ sind dann wiederum etwas schräger und insbesondere Christoph offenbart eine gewisse Schwäche für Richard Barbieri.

‚Stranger In A Box‘ ist ein großartiger Abschlusstrack, der durch Piano, Streicher und Marks Gänsehautgesang, der hier tatsächlich ein wenig an James La Brie erinnert, eingeleitet wird. Ein wunderschöner Abschluss eines aufregenden Albums, dem vor allem Eric Grösch seinen Stempel aufgedrückt hat, denn der Gitarrist zeichnet diesmal auch für Produktion und Mastering sowie das visuelle Konzept der CD verantwortlich. Diese ist für schlappe 15 Euro inkl. Versand direkt im Bandshop zu haben. Den Vorgänger gibt es dort für nen Zehner: Shop — MYND.

Alex Fähnrich vergibt 9 von 10 Punkten