MUSTANG
Titel: BEYOND RAGING THUNDER
Label: Fighter Records
Spieldauer: 56:22 Minuten
VÖ: 07. September 2023
Indien ist ein Land der Gegensätze. Brutale Armut und unermesslicher Reichtum treffen aufeinander, ebenso wie jahrtausendealte Sitten und Technologien der Moderne. Die höchsten Berge der Welt treffen auf unermessliche Wälder und Ströme wie Indus und Ganges. Und alles kommt zusammen, wie auch in der indischen Küche, in der alle Geschmäcker miteinander vermählt werden, immer süß, scharf, salzig und bitter verbunden werden.
Ein bisschen wie das Land ist die Band, die ich Euch hier kurz ans Herz legen möchte. MUSTANG gründeten sich 2015 in Kolkata. 2019 spielten erstmals ausserhalb ihrer Heimat beim Thrashmandu 2 in Nepal. Und heute legen sie ihr erstes Album in die Regale. Dafür holten sie sich Hilfe in Form des spanischen Labels Fighter Records. Den Mix übernahm Jan Loncik (Traveler, Riot City). Für das Mastering zeichnet Dennis Koehne (Sodom, Orden Ogan, Lacuna Coil).
Während ihre Landsleute Against Evil eher die geradeaus-Schiene fahren, machen sich MUSTANG auf Nebenwegen unterwegs. Die Basis ist auch hier klassischer Heavy Metal. Allerdings bekommt er immer wieder eine US Power Metal-Schlagseite. Immer wieder etwa ist zu hören, dass Sänger Arijit in Midnight ein großes Vorbild hat. Dieser Hauch Crimson Glory sorgt auch bei mir für offene Ohren. Andererseits ist Arijit auch der Schwachpunkt in der MUSTANG Version des Priest Classics ´Ram It Down´. Ich gestehe, hier finde ich den Gesangsstil leicht deplatziert. Und im Chorus sogar etwas nervtötend.
Aber das ist schon der einzige Wermutstropfen. Denn sonst ist ´Beyond Raging Thunder´ ein wirklich starkes Album. Denkt man das Intro weg, findet man mit ´Children Of Thunder´ schon einen gelungenen Opener. Wirklich fesselnd ist die Midtempo Hymne ´Queen Of The Red Light´. Einzig den versprochenen Maiden-Einfluss vermag ich nicht zu entdecken. Mit ruhigen Momenten wird ebenfalls aufgetrumpft. Das still beginnende ´Realm Of Madness´ wäre vor 30 Jahren zu einem Klassiker des Genres erwachsen. Das erst recht unter Fans eines King Diamond, der hier sicher auch Pate stehen durfte.
Mit dem letzten Stück ´Sapphire´ treten die Inder gar in die Fußspuren von Thin Lizzy und Kiss, die mit ´Emerald´ und ´Black Diamond´ auch in die Edelsteinkiste griffen. Doch vor allem musikalisch dürfen beide genannten Bands einige Elemente beisteuern. Der indischen Band ist hier eine wirklich ergreifende Ballade gelungen, die ein gutes Menü abschließt.
So kann man am Ende sagen, genau wie ihr Heimatland viele Gegensätze verbindet, so verbinden MUSTANG verschiedenste Einflüsse und schmecken sie hervorragend miteinander ab. Fans traditioneller Klänge dürften hier viel Freude haben. Und wirklich, Indien sollte ganz sicher kein weißer Fleck sein auf der metallischen Landkarte, denn von da kommen doch mittlerweile einige interessante Bands. MUSTANG ist eine davon.
Für Freunde des Schwarzen Goldes, dieses Album erscheint demnächst auch als Vinyl via Golden Core/ZYX. Auch da ist zugreifen Pflicht, vor allem mit der zugehörigen Single.
Mario Wolski vergibt 8,5 von 10 Punkten