METALLICA – S&M2 2CD

METALLICA

Titel: S&M2 2CD

Label: BLACKENED RECORDINGS / UNIVERSAL

Spieldauer: 143:34 Minuten

Das erste „S&M“ Projekt entstand Ende der 90er mitten in der tiefsten Krise der Bandgeschichte. Im Nirwana zwischen der „(Re)Load“-Phase, Jason Newsteds Ausstieg und dem unhörbaren „St. Anger“, mit einem tief im Alkoholsumpf watenden James Hetfield und allgemein musikalisch orientierungslos stürzte man sich zusammen mit Michael Kamen in das Symphonie-Abenteuer, für das wohl Apocalyptica 1996 letztlich die Initialzündung geliefert hatten. 20 Jahre später war zumindest Hetfield wieder ausgerutscht, jedoch funktionieren METALLICA heutzutage insgesamt wie eine gut geölte Maschine und es scheint, die Band könne in ihrem Selbstverständnisl nichts aus der Bahn werfen.

Naturgemäß gibt es zwischen den beiden Projekten zahlreiche Songüberschneidungen: genau die Hälfte der 22 Songs stand auch schon auf den ersten „S&M“-CDs (inkl. des damals eigens für „S&M“ komponierten „No Leaf Clover“), was angesichts der Klassikerdichte bei METALLICA jedoch nicht verwundern darf und kann. Der Vorteil dürfte gewesen sein, dass man streckenweise auf bereits bestehende Arrangements zurückgreifen konnte. Ende der 90er standen selbstredend relativ viele Songs aus diesem Jahrzehnt im Set, diesmal hält man sich mit neuem Material merklich zurück. Von „St. Anger“ erstrahlt „All Within My Hands“ in neuem (wenn auch noch immer nicht gänzlich überzeugendem) Lichte, „Death Magnetic“ wird von „The Day That Never Comes“ (starkes Intro mit Bläsern) sowie „Unforgiven III“ vertreten, während „Hardwired…“ drei Songs ins Rennen wirft („Confusion“, „Halo On Fire“ sowie „Moth Into Flame“). Als Überraschung ging wohl lediglich die Cliff Burton-Hommage „Anesthesia“ durch; das Orchester kommt im Mittelteil mit der „Scythian Suite“ zu ihrem Recht (auch wenn das Geplapper hätte herausgeschnitten werden dürfen), während das Gitarrengejaule zur „Iron Foundry“ zum Fremdschämen ist.

Zunächst fällt auf, dass „S&M2“ differenzierter klingt als der Vorgänger, die Orchesterparts wurden deutlich transparenter abgemischt. Jedoch: mir wird noch immer nicht ganz ersichtlich, inwiefern die Stücke durch das Orchester wirklich aufgewertet werden. Die Gitarren tönen selbstredend schaumgebremst, dennoch müssen sich die klassischen Instrumente ihren Weg durch Hetfields massive Riffwände ranken, ohne dass letztgültig klar wird, welchen Mehrwert dies für die Kompositionen ergeben soll (etwa „Moth Into Flame“). Man fragt sich, ob es nicht mitunter geschickter gewesen wäre, einzelne Songparts wie etwa Intros, die ruhigen Strophen in „Halo On Fire“ oder den Mittelteil von „Master Of Puppets“ zur Gänze vom Orchester intonieren zu lassen. Als Vorbild fungiert hier „Unforgiven III“, in dessen Verlauf Hetfield sich allein mit dem von Michael Tilson Thomas dirigierten San Francisco Symphony beweisen muss.

Neues Album, alte Geschichte also: wie auch sein Vorgänger hinterlässt „S&M2“ einige Fragezeichen. Für Kritiker ein weiteres Sinnbild fehlgeleiteter Gigantomanie (inkl. Hetfields mitunter schaler Ansagen), für nibelungentreue Fans Ausdruck der Genialität von Hetfield & Co. Der Rezensent neigt ersterer Gruppe zu, wenn auch etwas salomonischer. Beide Alben werden bei mir in Zukunft (auch visuell unterstützt) nicht häufig im Player landen. Jedoch muss man solchen Superstars zugestehen, sich immer wieder neue (oder eben aufgewärmte) Reize setzen zu dürfen, denn selbst Gigs vor 60.000 Fans werden irgendwann zur Routine…

Patrick Müller vergibt 7 von 10 Punkten