MEKONG DELTA – TALES OF A FUTURE PAST

MEKONG DELTA

Titel: TALES OF A FUTURE PAST

Label: BUTLER

Spieldauer: 55:41 Minuten

Ralph „Ralf“ Hubert war in den späten 80ern und frühen 90ern ein Querdenker sondergleichen, der mit seinen Thrash Metal, Klassik und Progressive Rock (Yes und ELP waren für ihn sicher wichtiger als klassischer Metal) verbindenden Epen voll gegen die Wand lieph, äh, lief. Ich selbst konnte als Fan von Watchtower oder Dream Theater damals zwar die musikalische Meisterschaft der Alben erahnen, packen wollte mich die Musik MEKONG DELTAs jedoch nie, zumal man es immer wieder mit wechselnden Inkarnationen von Huberts Baby zu tun hatte. Und nun, nach über 30 Jahren, hat er mich mit „Tales Of A Future Past“ endlich gepackt. Warum? Nun, weil dieses Album, ohne ansatzweise konventionell zu tönen, meine eigene musikalische Erfahrungswelt besser abdeckt als sein bisheriges Schaffen. Zwar wird dies Hubert selbst am Boppes vorbeigehen, aber für mich hat er mit einem Album, das gerade in der Gitarrenarbeit und melodisch skandinavischen Progbands wie Manitou, Twisted Into Form (Gesangslinien in „A Colony Of Liar Men“), Spiral Architect und Scariot (Gitarren in „Mindeater“) nahe steht erstmals ein absolut packendes Werk erschaffen hat, dessen musikalische Sprache die meine ist (ich habe nie behauptet, Rezensionen seien objektiv…). Riffkaskaden fließen hier zwar allenfalls von schroffen Felsen unterbrochen, jedoch lassen sich die komplexen Skalen in Stücken wie „The Hollow Men“ auch von musiktheoretisch minderbegabten nachvollziehen. Dazwischen erstrahlen Instrumentalstücke entweder in metallisch reiner Form, von klassischen Versatzstücken unterstützt („Landscape 3“) oder the other way round („Landscape 2“). Und mit dem Musical-Monster „When All Hope Is Gone“ kommen dann noch Zierler ins Spiel. Damit ist die Referenzklaviatur endgültig abgespult, ein Umstand, den Hubert wahrscheinlich zutiefst verachten wird, denn ohne Zweifel tragen nicht wenige der hier genannten Bands das MEKONG DELTA-Gen in sich. Einerlei: ein auch in seiner Verzahnung mit dem großartigen Artwork sehr schlüssiges Werk, dem sich aber weiterhin nur abenteuerlustige Seelen aussetzen sollten. Und höre ich hier in „A Farewell To Eternity“ Hoffnungsstrahlen? Kolossal…

Patrick Müller vergibt 8,5 von 10 Punkten