MASTER – SAINTS DISPELLED

Master - Saints Dispelled

MASTER

Titel: SAINTS DISPELLED

Label: HAMMERHEART RECORDS

Spieldauer: 37:19 (50:42) Minuten

VÖ: 19. Januar 2024

Nach über fünf Jahren veröffentlicht Death-Metal-Urgestein Paul Speckmann endlich das mittlerweile vierzehnte MASTER-Album „Saints Dispelled“. Und das Album macht mir einfach tierisch Spaß.

Master, MASTER!

Im Promoschreiben werden MASTER als „die Motörhead“ des Death Metals beschrieben (was diverse Zines auch allzu gerne aufnehmen). Das mag bedingt ja auch stimmen und adeln: Paul Speckmanns räudiger Gesang und sein Bassspiel sind natürlich seit Jahren absolut prägend für den Sound von MASTER. Irgendwie nervt mich so eine plakative Beschreibung aber auch, da Änderungen oder Feinheiten im Bandsound damit oft ignoriert werden. Und die gibt es bei „Saints Dispelled“ durchaus.

Die Produktion von „Saints Dispelled“ ist zum Beispiel definitv weniger bass- und tiefenlastig als bei den letzten Alben „An Epiphany Of Hate“ und „Vindictive Miscreant“ und klingt wieder stärker wie das thrashige „The Witchhunt“ von 2013. Ich persönlich mag diesen intensiven thrashigen Sound der Scheibe, der die Gitarre einfach „gewalttätiger“ klingen lässt und desöfteren an alte Slayer, Death oder auch Asphyx erinnert.

Saints Dispelled

Altersmilde ist Paul Speckmann definitiv nicht geworden: Alle acht regulären Songs des Albums geben meist Vollgas. Bei den meisten Songs wie dem Opener ‚Death in June‘ oder den Singleauskopplungen ‚Walk In The Footsteps Of Doom‚ und ‚Mind Over Pressure‘ (Death-Gedächtnis-Break) wechseln sich rasantes Death-Metal-Riffing und fast schon punkiges Uptempo-Gebolze permanent gegenseitig ab. Immer wieder aufgelockert durch absolut effektive Breaks, dampfwalzenartige Midtempo-Parts und teilweise herrlich kranke Gitarrenleads und Soli.

Meine Anspieltipps sind die für MASTER eher untypischen, aber umso geileren Songs:

  • Der Titelsong ‚Saints Dispelled‘ ist im Grunde eine lupenreine Thrash-Orgie, die drei Minuten lang ohne jegliche Verschnaufpause auf die Fresse haut.
  • Das geniale wie abwechslungsreiche ‚Find Your Life‘ startet mit Cannibal-Corpse-artigen Leads, die sich später mit einer Asphyx-mäßiges Riffwalze („The Rack“ lässt grüßen) vereinen.
  • Das unorthodoxe ‚The Wiseman schafft es irgendwie, Groove-Metal-Midtempo mit Viking-Metal-Uptempo auf MASTER-Art zu vereinen und cool klingen zu lassen. Fast schon ein kleiner Hit.

Unbedingt erwähnenswert sind die – leider nur auf der CD enthaltenen – Bonustracks:

  • Das fünfminütige ‚Nomads‘ ist ein typischer Death-Metal-Bolzer im MASTER-Style, der zwar keine neuen Impulse bringt, den restlichen Songs des Albums rein qualitativ aber absolut ebenbürtig ist. Hätte eigentlich sicher auch noch auf der Vinyl-Version Platz gehabt.
  • Das achtminütige ‚Alienation Of Insanity‘ ist wohl der längste Song der Bandhistory, ein absolut geiler, teilweise höllisch groovender Death-Doomer und mein persönliches Album-Highlight. Hier finde ich es echt schade, dass er nur als Bonustrack berücksichtigt wurde.

Fazit

Wo MASTER draufsteht, ist prinzipiell auch MASTER drin: Die Songs auf „Saints Dispelled“ funktionieren einfach und hauen fast alle voll in die Fresse. Die bandtypischen „Trademarks“ sind weiterhin vorhanden – trotzdem hört und fühlt man, dass Paul Speckmann keinen Bock hat, sich allzu plump selbst zu kopieren oder zu wiederholen. Und meiner Meinung nach ist die Produktion des Scheibe sogar näher am Live-Sound der Band dran als alle bisherigen Studioalben der Band.

Etwas ärgerlich ist allein die Sache mit den tollen CD-Bonustracks, die auch auf Vinyl eigentlich noch Platz gefunden hätten.

Joe Nollek vergibt 9 von 10 Punkten