MARIO LE MOLE
Titel: EVOLUTION
Label: Independent
Spieldauer: 50:11 Minuten
VÖ: 06. September 2024
Ein Sänger mit einem Soloalbum, muss das sein? Klar, wir kennen alle die Ausritte von Bruce Dickinson oder Rob Halford, und ja, die waren nötig. Jetzt also MARIO LE MOLE. Wer sich jetzt fragt, wer ist das? Es kann geholfen werden.
Als 1988 der Song ´Die Welt Von Morgen´ durch den Äther des Rundfunks der DDR tönte, war das schon etwas besonders. Die meisten Bands im Osten waren zu dem Zeitpunkt schon an härteren Klängen dran, wenn sie nicht gerade die Priest/Maiden-Schiene bedienten. Merlin aber hatten ein ganz anderes Vorbild. Kaum eine andere Band schaffte es gleichzeitig stark nach Helloween zu klingen und dennoch so eigenständig zu wirken. Der dort singende Mario Schneider ist tatsächlich heute als MARIO LE MOLE bekannt.
Nach der Wende, alles ging drunter und drüber, entstand aus den Resten von Merlin die Band Mind Odyssey. Im Stil recht ähnlich, eine Note mehr Prog, vor allem aber jetzt englische Texte. Ich gestehe, der Name ist mir bekannt, so wirklich auf dem Zettel hatte ich die Band nie. Die Geschichte dieser Band ist auch recht lebhaft. Bekanntes Mitglied etwa ist Victor Smolski, der parallel auch bei Rage aktiv war. Ich sage bewußt ist, denn um Mind Odyssey ist es seit etwa 2009 sehr ruhig. Die Band liegt aber nur auf Eis, in Wartestellung. Wer weiß was sich tut, es ist Marios Baby, vielleicht schafft er es, es zu reninieren.
Bis dahin vertreibt er sich die Zeit als Soloartist. So erscheint unter seinem Namen jetzt das zweite Album, nachdem er 2022 mit „Restless Man“ schon einmal vorgelegt hat.
Natürlich schlägt er erst einmal die gleiche grobe Richtung ein, wie mit seinen Bands. Was sonst soll er auch tun, mit dieser melodischen Stimme? Doch natürlich findet man Unterschiede. So klingt so gar nichts mehr nach Helloween, auch deutsche Texte sind lang passé. Wobei ich nichts gegen eine Neuaufnahme etwa von ´Der Zauberer´ oder ´Excalibur´ hätte. Oder vor allem schon die oben erwähnte Nummer, die doch heute wieder ziemlich aktuell wirkt. Und auf „Evolution“ wird weit geradliniger musiziert, als bei Mind Odyssey.
Gestartet wird mit dem flotten Titelsong. Tolle melodische Strophen, starker Chorus. Die Gitarren wirken, allerdings auf dem ganzen Album, leicht überproduziert, beim Schlagzeug kommt stellenweise der Gedanke, es könnte auch programmiert sein. Dennoch klingt es Welten besser als alle Arbeiten eines Angelo Sasso. Doch, halte ich mir vor Augen, Mario hat alles allein gemacht, lasse ich das Gesamtbild nicht weiter stören.
Der zweite Song ´Revenge Of Pharaoh´ beginnt mit einem tollen Riff und stampft sich durch orientalische Klangwelten. Macht Spaß, mehr muss ich gar nicht sagen. Im Breitwand-Format geht es weiter. Fast thrashig, dennoch filmreif geht die wilde Jagd in ´Chase The Buck´ vonstatten. Dazu ein starker Kontrast ist das sehr melodische Gitarrensolo.
Auch ohne alle einzeln aufzuzählen, auch die folgenden Songs machen viel her, zum Beispiel das wunderbar epische ´Fly To The Rainbow´. ´Golden Reign´ darf auch mal an Helloween erinnern, allerdings eher an die Andy Deris Phase. Oder das kurz-knackige Finale ´Playing With Fire´ mit priestigen Versatzstücken spielen.
Nur kurz ein Satz noch, die eingangs gestellte Frage zu beantworten. Ein Sänger mit Soloalbum, ja das kann und muss. Zumindest, wenn diese Qualität hier abgeliefert wird. Und vielleicht bekommen die Kollegen von Mind Odyssey ja jetzt endlich Lust, sich wieder zusammenzutun. Dann kommen sie auch auf meinen Zettel.
Bestellen könnt ihr die Scheibe bei https://www.mariolemole.de
Mario Wolski vergibt 8 von 10 Punkten