MARCH IN ARMS
Titel: PULSE OF THE DARING
Label: EIGENPRESSUNG / US-IMPORT
Spieldauer: 49:14 Minuten
Es ist kein Geheimnis, dass die USA aus vielerlei Gründen ein gänzlich anderes Verhältnis zu ihrem Militär pflegen, als wir dies hierzulande gewohnt sind. Militärisch oder gar militaristisch geprägte Ansichten durchdringen viele Lebensbereiche – dies ist ein Fakt, den man nicht zwingend gut heißen muss (ein Umstand, der schließlich auch Jon Schaffer die eine oder andere unangenehme Frage eingehandelt hat). Uninformiert verteufeln muss man MARCH IN ARMS, die sich „Military Power Metal“ auf das sicher innig geliebte Star Bangled Banner geschrieben haben, aber eben auch nicht. Das Interesse der Band an militärischen Themen äußert sich auf ihrem zweiten Release gerade in den Texten, die sich allesamt mit eben solchen Themen befassen und dabei meist historische Ereignisse aufgreifen. Dem einen oder anderen mag der patriotische Pathos auf „Pulse Of The Daring“ zu weit gehen; tumbe Kriegsverherrlichung kann ich jedoch nicht vernehmen.
Die Musik changiert dabei ganz Bolt Thrower-unlike zwischen seit den 90er Jahren etabliertem Metallica-Midtempo (schon im Opener „1914“ und exemplarisch „No Years Resolution“ dominierend), Alter Bridge-artigem Modern Metal (Tremonti rennt ja auch gerne mal mit Metallica-Shirt durch die Botanik), knackigem Melodic Metal, wie ihn Fifth Angel (!) auf „Time Will Tell“ zelebrierten (der Hit „Welcome The Blitz“) sowie opulenten Blind Guardian/Iced Earth-Chören („Altar Of The Gun“). Gerade in Sachen Sound (daran arbeitete man seit den bereits Ende 2018 fertig gestellten Aufnahmen…) hat die Band im Vergleich zum Debut einen echten Quantensprung vollzogen, und auch Frontmann/Gitarrist Ryan Knutson (der wie ein stimmlich geschulterer und melodischer agierender junger James Hetfield klingt) intoniert gerade die oft hymnischen und mehrfach gedoppelten Hooks inzwischen absolut kompetent. Dabei beweist man echtes Gespür für Eingängigkeit, wodurch selbst aus dem eigentlich recht gemächlich voranschreitenden Titeltrack ein kleiner Hit wird.
MARCH IN ARMS ist mit „Pulse Of The Daring“ ohne Frage ein wirklich starkes Album gelungen, das Freunde melodischen Metals mit moderner Kante definitiv ansprechen sollte. Dabei versprühen sie tatsächlich eine durchaus eigene Duftnote, auch wenn in Sachen Tempo die eine oder andere Variation im Sinne der flotten Melodic-Thrasher „Thunderbolt“ oder „Omaha“ im Gesamtkontext besser eingebettet werden könnte. Nichtsdestotrotz ein absolut überzeugendes Werk, mit dem man dem Großteil der heutzutage bei Labels unter Vertrag stehenden Bands eine lange Nase dreht.
Patrick Müller vergibt 8 von 10 Punkten