MAGIC BULLET
Titel: TO 1985 WITH LOVE
Label: Independent
Spieldauer: 46:12 Minuten
Das Menü, das die Musiker von Long Island zelebrieren, wird, der Albumtitel sagt es, mit Liebe gereicht. 1997 gründete Jason Castoro diese band an der High School. Die Band probte, spielte Konzerte und schrieb Songs. Im Herbst 1999 war schon wieder Schluß. Für eine lange Zeit. Als Jason 2020 seinen youtube-channel eröffnete, stellte er einige der Songs wieder der Öffentlichkeit vor. Das stieß auf reichlich Gegenliebe, die alten Lieder wurden auf einem Album zusammengefasst und erschienen unter dem Titel „Opus 69“ in 2021. Zwei Jahre später gibt es neuen Stoff.
Neben Jason an Bass und Keyboard treten zu des Hörers Vergnügen an Damon Castoro an den Drums, Gitarrist Mike Greiner und Sängerin Jessica Grosskopf. Und schon geht es rund. Zwischen AOR und Synthie Pop bewegt sich der flotte Opener ´Retrogaze´. So darf eine Zeitreise beginnen. ´Synthia´ nimmt ein wenig das Tempo raus, erfreut aber durch wunderbare Melodien. Die lauten Gitarren dürfen aber 1985 sicher nicht fehlen. Da ist etwa der (verhältnismäßig) harte Rocker ´My, My, My´. Hat da jemand Vixen gesagt? Das macht schon Spaß, diese Riffs um die Ohren gehauen zu bekommen. Nach dem poppigen Start wirkt das wie das nasse Handtuch. Erinnert Ihr Euch, damals, wir noch jung und mit der Clique im Freibad und jeden Mist mitmachend? Irgendwie fühle ich mich gerade durch den Jungbrunnen gezogen. Irgendwie schwelge ich in Erinnerungen.
Auch gefühlvolle Momente dürfen nicht fehlen. Die Powerballade ´With Love´ bewirbt sich um einen Job als Titelsong im nächsten James Bond. Um ehrlich zu sein, schon der Albumtitel hat mich in diese Richtung gestumpt, darum vielleicht war ich umso neugieriger. Diese Neugier befriedigt sich auch im funkig groovenden ´Off The Hook´. Ich kann verstehen, dass Jason diesen Song als einen seiner Lieblinge bezeichnet. Trotz einiger synthetischer Klänge, die ich 1985 schon nicht mochte. Ein weiteres Vergnügen folgt mit ´Neon Tease´. Hier wurde vorhin meine Frau hellhörig, deren eine musikalische Liebe B-52s heißt. Sogar gesanglich kann sich Jessica hier dem Vorbild nähern. Ein wahrer Hit. Zumindest 1985.
Achtziger Radio-Pop folgt mit ´Just Say No´. Das ist kein Überflieger, tut aber auch nicht weh. Und Handclaps habe ich lang nicht mehr gehört. ´Bomb Cyclone´ haut danach wieder mit etwas mehr Tempo rein. Bei dem Quasi-Instrumental ´Arcaediem´ dürften sogar Prog-Fans hellhörig werden. Ein schönes Klavier startet, danach bewegt man sich irgendwo zwischen Kraftwerk und Film-Soundtrack. Vielleicht eine Comic-Verfilmung? Mit ´Stand Out´ gibt es noch einen schönen rockigen Rausschmeißer. Und schon ist die Zeitreise beendet.
Auch wenn sie altmodisch klingen mag. Das ist wirklich Musik, die mit Liebe gemacht ist. Da sitzt jedes Detail. Jeder Ton ist authentisch. Genau so Alben haben uns die 80s geschenkt. Und auch, wenn wir 1985 eher „Live After Death“ gehört haben, oder „Bonded By Blood“. Haben wir nicht auch hin und wieder den Kuschelrock ausgegraben? Und hier ist er wieder. Lasst uns solche Momente doch auch zelebrieren. Denn auch ich singe heute noch ´Everybody Wants To Rule The World´.
Mario Wolski vergibt 8 von 10 Punkten