MAGGOT HEART
Titel: MERCY MACHINE
Label: RAPID EYE / DIGITAL RELEASE
Spieldauer: 40:35 Minuten
Verranzte Clubs, schummriges Licht, zwielichtige Gestalten: genau jene Welt, in die MAGGOT HEART uns seit 2017 entführen. Das Label „Post Punk“ (ich möchte zu „Punk“ noch „-abilly“ addieren) ist dabei wie in solchen Fällen üblich durchaus treffend, vermag den Sound der Band jedoch nicht umfassend zu umschreiben. Ja, natürlich haben Linnéa Olssons Intermezzi bei Beastmilk und Grave Pleasures tiefgehende Spuren hinterlassen („Sex Breath“), jedoch klingen nicht wenige der Riffs, als habe Voivods Piggy sie zusammen mit Bad Religions Brett Gurewitz in den 80ern komponiert, anschließend Jello Biafra für das gewisse, schön hektische Horror-Feeling gesorgt (Titeltrack, „Second Class“, „Modern Cruelty“) und L7 schließlich den Schmutz addiert. Demnach gäben MAGGOT HEART auch für eine Halloween-Party oder eine Geisterbahn einen prima Soundtrack ab. Das vorwiegend perkussiv gehaltene Gitarrenspiel Olssons sorgt für eine harsche, beinahe abweisend wirkende Grundatmosphäre, jedoch vermisst man mitunter überraschende Breaks wie jenes in „Gutter Feeling“, die eine trotz aller Attitüde vorhandene Trägheit aufbrechen hülfen, und auch die Büxe, äh Büchse der Pandora öffnende Momente wie das sporadisch aufflackernde Hook in „Lost Boys“ gibt es etwas zu selten. „Senseless“ etwa marschiert über vier Minuten etwas träge voran, ohne sich aus der eigenen Songwriting-Komfortzone zu bewegen. Geht schon voll in Ordnung, aber so richtig schummrig will es mir in dem verranzten Klangkosmos dieser zwielichtigen Gestalten nicht werden. Für weiter reichende Songwriting-Skills vielleicht nochmal genauer bei Dool (klingen in „High Rise“ an) zuhören. https://maggotheart.bandcamp.com/
Patrick Müller vergibt 7 von 10 Punkten