MAD PAINTER – SPLASHED

MAD PAINTERS

Titel: SPLASHED

Label: Epictronic

Spieldauer: 70:44 Minuten

Zuerst, der Entwerfer des Covers gehört geschlagen. Man kann doch nicht einfach, so Jackson Pollock-mäßig Farbeimer über seine Plattensammlung entleeren. Wobei, so ganz bildhaft umschreibt der Gestalter genau, was zu hören ist. Das Quintett aus dem Raum Boston hat sich ein paar alte Platten reingezogen und sich daraus den ganz eigenen Sound gezimmert.

Und dieser Sound ist ziemlich bunt. Da kommt einiges vor, was man lang nicht mehr hören durfte. Kopf und Sänger Alex Gitlin glänzt auch und vor allem an einer quietsche-bunten Schweineorgel, die aus dem Lager von Uriah Heep gestohlen scheint. Gitarrist Alan Naha liebt vor allem die fuzzigen Sounds, die seinem Instrument zu entlocken sind. Bassist Kenne Highland und vor allem Drummer Alan Hendry sorgen für einen swingend-frischen Groove. Dazu kommen noch ein paar Backings von Julie Gee.

Und immer wieder hat man das Gefühl, die fünf sind seit ihrer Kindheit Blumenkinder geblieben. Seit „Pet Sounds“ und „Sgt.Peppers Lonely Hearts Club Band“ haben sie kaum neue Musik entdeckt. Seit 1966 ist für sie die Rockwelt schier stehen geblieben. Aber genau macht das Vergnügen an MAD PAINTER und „Splashed“. Es bleibt kaum anderes, als zum flotten ´River´ zu rocken. Daneben stehen eher bluesrockige Nummern wie ´Parting Line´ oder ´Stealin´, die 1966 sicher auch schon so gut geklungen hätten.

Andererseits hätte der Orgellauf in der Single ´Samurai´, nein der ganze Song, wunderbar „Salisbury“ ergänzt. Aber Alex und seine Kumpane können auch Balladen. So das wundertraurig, herzschmelzende ´Lie To Me´, das beweist, Schnulzen müssen nicht saftlos und kraftlos sein. Und die Behauptung ´I Live For Love´ nehme ich dem verrückten Maler sicher ab. Manchmal scheint man in Boston sogar französische Chansons zu hören. Oder warum sonst klingt ´San Michel´ so frankophil?

Aber, bitte, bei allem Lob, nicht wieder Farbe über der Plattensammlung ausleeren.

Mario Wolski vergibt 8 von 10 Punkten