LORNA SHORE – I FEEL THE EVERBLACK FESTERING WITHIN ME

LORNA SHORE

Titel: I FEEL THE EVERBLACK FESTERING WITHIN ME

Label: Century Media Records

Spieldauer: 66:31 Minuten

VÖ: 12. September 2025

LORNA SHORE kehren mit “I Feel The Everblack Festering Within Me” zurück und wollen genau dort ansetzen, wo “Pain Remains” aufhört – die Messlatte liegt also hoch, was auch LORNA SHORE nur allzu klar war. Das Quintett aus New Jersey präsentiert sich in der Besetzung mit Will Ramos am Gesang, Michael Yager am Bass und Background Vocals, Austin Archey am Schlagzeug, Adam De Micco an der Gitarre sowie Andrew O’Connor an Orchestrierung und Synthesizer und bringt die Energie ihrer jüngsten Festival- und Arena-Erfahrungen mit ins Studio. “IFTEFWM” wird am 12. September 2025 bei Century Media Records erscheinen, und zwar in folgenden Formaten:

“I Feel The Everblack Festering Within Me” kommt digital auf allen gängigen Plattformen, zusätzlich als 24-bit-HD-Download via Bandcamp. Physisch erscheint das Album als limitierte CD im O-Card-Schuber sowie auf Vinyl als Gatefold-2LP. Bei der 2LP gibt es mehrere Farbvarianten je nach Shop: unter anderem Translucent Milky Clear im Century-Media-Store, ein dunkles Blau-Marmor sowie eine Deluxe-Edition in Gold mit Slipmat über Bandcamp.

Zur Einordnung lohnt der Blick auf die Eckpfeiler der Bandgeschichte von LORNA SHORE. Die Band wurde 2009 in New Jersey gegründet, legte mit den EPs “Triumph” (2010), “Bone Kingdom” (2012) und “Maleficium” (2013) die Basis und veröffentlichte 2015 das Debütalbum “Psalms”, gefolgt von “Flesh Coffin” (2017) und “Immortal” (2020). 2021 markierte die EP “…And I Return to Nothingness” mit “To the Hellfire” den internationalen Durchbruch, 2022 folgte “Pain Remains” als neues Referenzwerk. Im Zuge dieser Entwicklung standen große Festival- und Arena-Shows an der Seite von Gojira und Mastodon auf dem Plan. Wie sich “I Feel The Everblack Festering Within Me” als nächstes Kapitel einfügen wird, werden wir im Review feststellen. Einen Vorgeschmack auf die neue Langrille gab es mit der Single ‘Oblivion’, die wie das direkte Bindeglied zur bisherigen Geschichte der Band wirkt, während ‘Unbreakable’ hymnisch nach vorn geht. Die dritte Single ‘Prison of Flesh’ zieht die Zügel spürbar an und greift ein sehr persönliches Thema auf – doch dazu gleich mehr.

Über die Musik im Allgemeinen sagt Gitarrist Adam De Micco folgende, für mich wichtige und wahre Worte:

“Abgesehen davon, dass ich mit Depressionen und Ängsten zu kämpfen habe und all dem, was mich dazu motiviert, Musik zu schreiben, fühle ich das, was alle sagen – aber vielleicht auf eine andere Art. Ich weiß aus meiner Erfahrung als Fan, dass man sich in etwas verliert und das einen von dem ganzen Mist trennt, mit dem man zu kämpfen hat. Ich glaube, unsere Aufgabe als Musiker ist es, dieser Keil zu sein zwischen den Menschen und dem Mist, den sie gerade durchmachen. Und ich hoffe, wir können ein bisschen von diesem Trost und Frieden schaffen – auch nur für fünf Minuten – so wie jemand zwei Stunden einen Film schaut oder ein ganzes Wochenende ein Videospiel durchzockt. Das ist meine größte Motivation, denn viele Menschen kämpfen mit schwerem Zeug, und ich glaube, man muss fesselnde Musik schreiben, um gegen all das anzukommen. Ich spüre diese Motivation, das, was mir geholfen hat, auch für andere möglich zu machen.”

Mit der Singleauskopplung ‘Prison of Flesh’ wird der Langspieler eröffnet. Die ersten Sekunden stehen ganz im Zeichen der Spannungserhöhung: Es sind Synths und Blastbeats zu hören – und dann legt Will los wie die Feuerwehr. ‘Prison of Flesh’ wirkt bitterböse, hüllt den Hörer in wuchtige Deathcore-Soundwände, Will und seine Vocals kommen tollwütig angeschossen und zusammen mit der Band entfesselt er eine brachiale Klanggewalt. Der Song handelt von der Demenz-Geschichte in Ramos’ Familie. “Die Idee, dass die Welt auseinanderfällt, und die Angst, den Bezug zur Realität zu verlieren”, sagt der Sänger. “Die Zeile ‘They’re coming to get me’ ist meine Art, ‘Dämonen’ oder etwas zu personifizieren, das dich glauben lässt, du würdest Teile von dir selbst verlieren. Je näher sie kommen, desto weiter löst du dich, bis du nur noch eine Hülle aus Angst und Wahn bist.” – was für ein furioser Auftakt in den neuen Dreher!

Auch ‘Oblivion’ wurde als Vorab-Single veröffentlicht, die Sänger Will Ramos so kommentierte:

“Das Schreiben dieses Songs fühlte sich an wie die Krönung all dessen, was wir in der Vergangenheit getan haben, aber auf die nächste Ebene gebracht; eine weiterentwickelte Version dessen, was LORNA SHORE wirklich ist. Ich stellte mir eine post-apokalyptische Welt in der (hoffentlich fernen) Zukunft vor. Eine Welt, in der wir die Saat unserer eigenen Zerstörung gesät haben. Die Vorstellung, dass wir uns etwas Besseres gewünscht haben, dass wir gehofft haben, etwas zu tun, was uns in dieser sterbenden Welt retten würde, nur um am Ende ihre unausweichliche Zerstörung zu beschleunigen. Das wirft die Frage auf: Was ist richtig? Wissen wir überhaupt, was wir da tun? Was haben wir getan, um zu versuchen, tatsächlich etwas zu ändern? Bewässern wir die Erde oder füttern wir nur ein ständig wachsendes Feuer?”

Zieht man sich die Lyrics zum Song rein, wird er noch bedrückender, noch beklemmender, apokalyptischer, und die endlosen Blastbeat-Attacken hämmern die Botschaft gnadenlos in die Köpfe. Mit feiner Orchestrierung steigen wir in den nächsten Song ein – ‘In Darkness’ heißt das Stück – und gehen nach jener Darbietung ins Tempo, aber nicht so, wie man es in den ersten Songs gehört hat. ‘In Darkness’ ist anders intensiv, entfaltet eine packende, fast majestätische Wucht und wirkt insgesamt überwältigend. Besonders der instrumentale Part im letzten Drittel ist schlicht ergreifend – Gänsehaut pur, sag ich euch. Dieser LS-Deathcore im Mix mit orchestralen Klängen klingt so grandios – davon bitte mehr! Im Groovemonster ‘Unbreakable’ beschreiben LORNA SHORE eine Reise durch Herausforderungen und Widrigkeiten, die letztendlich zur Erkenntnis der eigenen Stärke und Unzerbrechlichkeit führt. Die Metaphern von “Eis und Kälte”, “Feuer und Schwefel” symbolisieren die harten Zeiten und Prüfungen, die durchlebt werden. Trotz dieser Schwierigkeiten bleibt das Herz “unbesiegbar” und “wie Diamanten leuchten wir” – was auf die innere Kraft und das Strahlen hinweist, die aus diesen Erfahrungen hervorgehen. Womöglich einer der inspirierendsten Songs auf der Platte, der auch dem Hörer ein Gefühl von Erhabenheit und Widerstandskraft vermittelt.

Apropos Emotionen: Die gibt es in ‘Glenwood’ zuhauf. ‘Glenwood’ ist ein schweres Stück, das auf den Gefühlen basiert, die Ramos während der langen Zeit der Entfremdung von seinem Vater hatte.

“Meine einzige Hoffnung ist, dass die Leute, wenn sie ‘Glenwood’ hören, über ihr eigenes Leben und die Menschen nachdenken, die sie von sich gestoßen haben, und sich fragen: ‘Lohnt es sich wirklich, so lange wütend zu bleiben?’ Die Zeit vergeht ständig – so wie wir auch. In diesem Song gibt es zahllose Anspielungen, die nur die verstehen, die mich beim Aufwachsen kannten. Wie man sich vorstellen kann, liegt mir dieser Song extrem am Herzen. Ich wollte dieses Gefühl einfangen, als ich ihn schrieb. Es war unglaublich bittersüß und erforderte viel Mut von mir.”

Eine Hymne an die (unsere) Freiheit ist ‘Lionheart’. Erneut gespickt mit grandiosen Orchestrierungen entfaltet diese Hymne und ihr kämpferischer Text eine Welle aus mitreißender Energie. “Wir sahen einen zerbrochenen Himmel, gingen durch zerstörerische Wellen, badeten in blutigen Flüssen und trotzdem: Man wird uns unsere Freiheit nicht nehmen!” – sackstark. Volle Kanne Feuerwerk knallen LORNA SHORE auch während ‘Death Can Take Me’ und ‘War Machine’ raus, beides kompromisslose Tracks mit “Explicit”-Vermerk. Diesen Hinweis bekamen übrigens auch ‘A Nameless Hymn’ und der letzte Song ‘Forevermore’. ‘A Nameless Hymn’ ist ein weiterer Deathcore-Vorschlaghammer, der ein starkes Gefühl der Verzweiflung, des Verrats und des inneren Kampfes vermittelt. Man fühlt sich verlassen und verdammt, sucht aber dennoch nach einem Funken Hoffnung und Erlösung. ‘Forevermore’ ist die grandiose “Verabschiedung” aus “I Feel The Everblack Festering Within Me”, und ich bin geneigt, euch nicht alles zu verraten – zu stark die Emotion, zu groß der Spoiler. Hört euch den Song an, verschlingt die Lyrics und kniet nieder vor LORNA SHORE und diesem monumentalen Finale – einem 66 Minuten dauernden Deathcore-Meisterwerk namens “I Feel The Everblack Festering Within Me”!

Bewertung: 10/10 – ein modernes Meisterwerk, das in die Geschichtsbücher des Genres eingehen wird.

Mit “I Feel The Everblack Festering Within Me” haben LORNA SHORE ein Album geschaffen, das nicht nur die Grenzen von Deathcore sprengt, sondern die gesamte Extreme-Metal-Szene neu definiert. Brutal und kompromisslos, zugleich cineastisch und ergreifend – jeder Track wirkt wie ein eigenes Monument. Ramos’ unbändige Vocals, die orchestrale Wucht von O’Connor und die kollektive Energie der Band verschmelzen zu einem Klanggewitter, das gleichermaßen erschüttert und inspiriert. Dieses Werk ist mehr als Musik – es ist Katharsis, Eskapismus und ein Statement für eine ganze Generation von Hörern.

Tobi Stahl vergibt 10 von 10 Punkten