LONELY ROBOT – FEELINGS ARE GOOD

LONELY ROBOT

Titel: FEELINGS ARE GOOD

Label: INSIDEOUT / SONY

Spieldauer: 61:25 Minuten

John Mitchell gibt Gas. Vier Alben in fünf Jahren sind im Progsektor wahrlich kein Pappenstiel (zumal der Mann ja auch noch andere Baustellen hat), wobei die do it yourself-Attitüde des Multiinstrumentalisten selbstredend einen Vorteil darstellt, da man sich nicht um lästige Einwürfe etwaiger Bandkollegen scheren muss. 2019 schloss er mit „Under Stars“ die inzwischen sogenannte „Astronaut Trilogy“ ab und bietet laut eigener Aussage nunmehr zumindest lyrisch einen etwas anderen Ansatz. Musikalisch bleibt jedoch alles beim Alten: Mitchell hat für LONELY ROBOT den Duktus Steven Wilsons offenbar mitunter besser verinnerlicht als dieser selbst. „Into The Lo-Fi“ oder „Life Is A Sine Wave“ etwa könnten direkt aus der Feder des Prog-Maestros stammen. Jedoch hat dieses Album mehr Sendungsbewusstsein: Mitchell legt offenbar großen Wert darauf, dass seine Texte klar verständlich im Vordergrund stehen („Crystalline“), die zurückgenommene, mitunter tasteninstrumentlastige Instrumentation lässt seiner Stimme viel Luft zum Atmen und baut auf ekstatische Hook-Explosionen. Die kubricksche („Space Odyssey“) Message manifestiert sich hier an allen Ecken und Enden, auch 2020 mag man weiter trefflich über die möglichen menschlichen Züge hochentwickelter Maschinen bzw. die Entmenschlichung des homo sapiens sinnieren (bekannter Weise auch ein beliebtes Thema Wilsons – „Keeping People As Pets“). „Sinnieren“ ist hier jedoch der rechte Begriff: Mitchell mag es nicht recht gelingen, wirklich packende Songs zu komponieren. Das Niveau ist durchgängig gut, jedoch hat man das Gefühl, dass altbewährte Schemata aufgebrochen werden müssten, um über gefällige Melodien wie in „Suburbia“ hinauswachsen zu können. Also in Zukunft vielleicht doch etwas mehr externer Input, um mehr Dynamik und auch eine eigene Duftnote zu erreichen? Reibung kann manchmal nicht schaden. Jedoch sollten Fans von Steven Wilson und britischem Neoprog hier genau zuhören.

Patrick Müller vergibt 7 von 10 Punkten