LIV KRISTINE
Titel: HAVE COURAGE DEAR HEART (EP)
Label: Allegro Talent Media
Spieldauer: 49:56 Minuten
Wenn ich richtig recherchiert und gezählt habe war LIV KRISTINE in ihrer bewegten Karriere in diversen Bands und als Solokünstlerin bereits an über fünfzehn Studioalben beteiligt. Hinzu kommen unzählige Kollaborationen und Gastauftritte, gekrönt von einer Grammy-Nominierung gemeinsam mit Cradle of Filth im Jahre 2004. Nach ihrem letzten Soloalbum “Vervain“ (2014) und der Trennung von Leave’s Eyes zwei Jahre später widmete sich die Norwegerin vermehrt der Familie und zog sich größtenteils ins Privatleben zurück. Nun meldet sich die Sängerin aus Stavanger also mit einer Compilation-EP mit vier neuen Kompositionen und fünf ihrer Lieblings-Live-Songs, die alle vom gleichen Auftritt 2019 in Nagold stammen, zu Wort. Die Stücke sind dabei natürlich alles andere als Metal, sondern präsentieren ihre facettenreiche Stimme in teils ruhigen, gefühlvollen, teils eher rockigen Stücken mit sehr persönlichen Texten. Elektronische oder gar Gothic-Elemente kommen wenn überhaupt in homöopatischen Dosen zum Einsatz, was bei ‘Serenity’ eher klassisch-rockig, beim Titelsong in mysteriös-dunkel angehauchter Weise geschieht. Ansonsten meine ich eher mythisch-keltische Folk-Einflüsse zu erkennen.
Die beiden weiteren neuen Lieder sind sowohl als Studio- als auch Live-Fassung vertreten. Während die Live-Version von ‘Gravity’ beinahe 1:1 wie auf Platte klingt, gibt es ‘Skylight‘ gleich in zwei verschiedenen Varianten zu hören. Die Cathedral-Version nur mit Piano bringt Liv´s klare, zerbrechliche Stimme so richtig zur Geltung, während die Live-Version noch etwas „wilder“ und dynamischer als die Studiovariante daherkommt. Die weiteren live dargebotenen Songs sind ‘Panic‘ vom Album “Libertine“ (2012) und der Theater of Tragedy-Klassiker ‘Siren’ (von Aégis, 1998) sowie eine Interpretation von Schubert´s ‘Ave Maria’. Da zudem sowohl ‘Skylight’ als auch ‘Gravity’ und somit die Hälfte der „neuen“ Songs bereits 2019 zumindest als digitale Single erschienen sind, stelle ich den wirklichen Mehrwert der Scheibe für den Käufer und Fan an dieser Stelle zumindest mal leicht in Frage. Die Live-Mitschnitte jedoch sind technisch gut aufgenommen und bringen ein sehr authentisches Feeling rüber. Vielleicht wäre ein reines Live-Album mit dem kompletten Nagold-Auftritt oder eine starke Doppel-A-Single mit den beiden wirklich nagelneuen Stücken die bessere Wahl gewesen.
Michael Gaspar vergibt keine Bewertung