Bei „Deus ex Machina“ handelt es sich um die Neuauflage des Solodebüts von LIV KRISTINE aus dem Jahr 1998, das erstmalig als Vinylversion und als Doppel-CD mit vielen unveröffentlichten Bonustracks erscheint.

Die kleine norwegische Sängerin mit der großen Sopranstimme sorgte Mitte der 90er mit Theatre Of Tragedy für weltweit gefeierte Alben und ausverkaufte Tourneen. Zur gleichen Zeit absolvierte sie ein Masterstudium der Anglistik und Germanistik und pendelte zwischen der Universität Stuttgart und den Aufnahmen für ihre Soloscheibe im Illinois Studio hin und her.

Am 27. Oktober 1997 lernte sie Nick Holmes (Host, Paradise Lost) kennen. Die Chemie zwischen den beiden Ausnahmekünstlern stimmte auf Anhieb und und gipfelte in der gemeinsam komponierten, wunderschönen Gothic-Ballade „3 a. m.“ der erste Song für “Deus ex Machina” war geboren.

Das Re-Release enthält das komplette Original-Album mit magischen, kraftvollen Stücken zwischen Pop, Gothic und atmosphärischem, elektronisch-symphonischem Rock wie dem grandiosen, fast zehnminütigen Titelsong, dem eingängigen `In The Heart Of Juliet´ und dem leichtfüßig-federnden `Good Vibes Bad Vibes´.

Die vier genannten Songs sind dann auch auf der Bonus-CD in vorderster Front in diversen Remixen und Versionen zu finden, mal elektronisch und tanzbar, mal gitarrenlastiger oder einfach in einer alternativen oder Demo-Version.

Herausheben muss man hier den packenden Dance-Mix von `Good Vibes Bad Vibes´, die elektronisch-rifflastige Bearbeitung des Titelsongs sowie den reduzierten No Loop Mix von `3 a.m.´.

Daneben gibt es die beiden Raritäten, bisher nur als B-Seiten veröffentlichten Tracks `Sun In The Stream´ (plus Demo-Version) sowie ´Inamorata´ (Live- und Demo-Version).

Für Auflockerung sorgen die dem vom Originaldreher bekannten Interlude `Huldra Part I´ an die Seite gestellten `Part II´ und `Part III´, wobei der kurze dritte Part für den Albumabschluss sorgt, während Teil zwei mit seiner Atmosphäre und den deutschen Lyrics ein wenig an Enigma erinnert.

Mit „Portrait: Ei tulle med øyne blå“, welches auf einem Kinderlied aus dem Jahr 1905 basiert, steht auch ein Song mit norwegischen Lyrics auf der Platte. Das Neue und Besondere ist jedoch der begeisternde, düstere mit keinem Geringeren als Geir „Gerlioz“ Bratland (Dimmu Borgir, God Seed, The Kovenant, Satyricon) im Juni 2023 entstandene Darksynth Remix des Songs, welcher in diesem Falle leider auf der Neuveröffentlichung “nur” als LP Bonus-Track zu finden ist und den CD-Käufern verwehrt bleibt.

Mangelnde Quantität kann man der Gothic Ikone hier bei beinahe zwei Stunden Spielzeit wahrlich wieder mal nicht vorwerfen. Und ich denke auch, dass hinter den ausgesuchten Songs und Versionen der Gedanke steckt, was die Fans interessieren und erfreuen könnte, denn nur so macht eine Neuauflage schließlich Sinn.

Wobei man sich schon fragt, ob man im Falle von `3 a.m.´ sage und schreibe fünf, gar nicht mal so verschiedene Bearbeitungen des gleichen Songs nötig sind. Gerade die Vinylfetischisten dürfen aber zugreifen, obwohl sie natürlich nicht in den Genuss der Bonus-CD gelangen.

Michael Gaspar vergibt 8 von 10 Punkten

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