LEPROUS
Titel: APHELION
Label: INSIDE OUT MUSIC/CENTURY MEDIA
Spieldauer: 56:06 Minuten
Am einzigartigen Sound von LEPROUS und insbesondere am unverwechselbaren und ungewöhnlichen Organ von Frontmann Einar Solberg scheiden sich die Geister. Entweder man vergöttert die Band und ihren charismatischen Sänger oder man hasst den Stil des norwegischen Quintetts.
Das dürfte sich auch mit dem siebten Longplayer „Aphelion“ nicht ändern, denn nach wie vor beruht der ungewöhnlichen Progressive Rock/Metal auf reduzierten Arrangements und dem dramatischen Gesang des Sängers. Oft beginnen die Stücke ruhig und Solberg´s Stimme wird nur durch minimalistische Streicher, Synthies, Piano-Klänge oder Percussions begleitet, bevor wunderschöne Melodiebögen sich in meist emotionale, laute Prog-Ausbrüche in den epischen Refrains steigern.
Dabei kommen so Übersongs wie der hymnische Opener ‚Running Low‘ und das ebenfalls vorab veröffentlichte ‚The Silent Revelation‘ mit seiner interessanten Rhythmik und seinem unbeschreiblichen Chorus heraus. Das ebenfalls umwerfende ‚On Hold‘, das sich textlich, wie auch der Großteil der weiteren Lyrics, erneut um den Kampf des Fronters mit seiner psychischen Gesundheit dreht, klingt dann tatsächlich wie das „vertonte Licht am Ende des Tunnels“, als den der Info-Text den Sound des Fünfers bezeichnet.
Herausragend ist darüber hinaus der abschließende und mit einem riesigen Kontrast aufwartende Doppelpack. Denn während das ruhige ‚Castaway Angels‘ komplett akustisch, gefühlvoll und beinahe zerbrechlich daherkommt, beeindruckt das epische ‚Nighttime Disguise‘ mit harten Riffs, fulminantem Gesang, Screams und Chören sowie einem plötzlichen, lautstarken Ende.
Obwohl die Tracks Song für Song entwickelt und zu unterschiedlichen Zeitpunkten und in verschiedenen Studios aufgenommen wurden, klingt das Endergebnis stimmig, flüssig und kohäsiv. Sicherlich keine Scheibe für jede Lebenslage und jede Stimmung und auch keine Platte, die ich täglich auflegen werde. Aber auf jeden Fall ein intensives, eindrückliches Hörerlebnis und trotzdem – oder eigentlich gerade deswegen – erneut ein kleines Meisterwerk!
Michael Gaspar vergibt 9 von 10 Punkten