LEGADO DE UNA TRAGEDIA – LOVECRAFT

LEGADO DE UNA TRAGEDIA

Titel: LOVECRAFT

Label: Art Gates

Spieldauer: 52:45 Minuten

VÖ: 07, Februar 2025

Ziemlich seit es Rockmusik gibt, gibt es auch Versuche, etwas zu kreieren, was man Rockoper nennen kann. Angefangen hat es vielleicht mit The Who und „Tommy“. Savatage haben mit „Streets“ und „Dead Winter Dead“ überzeugt, als Trans-Siberian Orchestra danach aber den Weg zu weihnachtlichem Kitsch gewählt. Nikolo Kotzev hat mit „Nostradamus“ überzeugt, gern erinnere ich mich auch an „Aina“. Nicht zuletzt sollten Avantasia oder Ayreon genannt werden. Vieles andere ist wohl mit Fug und Recht eher übersehen oder wieder vergessen worden.

Da stolpere ich über LEGADO DE UNA TRAGEDIA. Der spanische Sänger, Musiker und Produzent Joaquin Padilla hat unter diesem Namen schon seit Ewigkeiten dies Projekt laufen.  Nach 2008 erschien ein erster Dreiteiler, der das Leben von Edgar Allan Poe erzählte. Das weiteres Lebenszeichen stammt von 2018,  “El Secreto de los Templarios” erzählt, weder als erste noch als letzte, vom Geheimnis der Templer. Zuletzt erschien 2023 „Aquellare de Sombras“. Fleißig, fleißig.

Jetzt also kommt neuer Stoff auf die Ohren. Stoff, der mir tatsächlich Freude macht. Anfangs dachte ich, die Musik hier ist nicht verrückt genug, um den Meister des Grauens zu huldigen. Das hier sind nicht Payne’s Gray, ist nicht „Kadath Decoded“. Der Focus der Spanier liegt nicht so sehr auf abgefahrenem Prog.

LEGADO DE UNA TRAGEDIA wählen tatsächlich einen eher opernhaften Weg. Das Ganze beruht schon auf Metal. Power Metal mit Seele und Melodie trifft auf proggige Momente zwischen Symphony X und Dream Theater. Gewürzt wird schlussendlich mit klassischer Orchestrierung und erhöhter Theatralik. Da lässt Hollywood grüßen. Und man spürt die Einflüsse der großen Filmscores. Nicht einmal Ennio Morricone, hier klingen eher Hans Zimmer und John Williams an.

In erster Linie aber dennoch regiert hier der Metal. Nach dem obligatorischen Intro startet ´En Las Montanas De La Locura´ in einem eher verhaltenen Tempo. Doch kaum weniger aggressiv. Im Hintergrund finden sich sogar einige Growls. Und auch wohldosierte flotte Thrash Passagen dürfen nicht fehlen. Großes Kino gibt es in ´La Llamada Del Ctulhu´. Großes Kino in ´Herbert West Reanimador´.

Ich habe vor langer Zeit einige der Kurzgeschichten von Lovecraft gelesen. Um ehrlich zu sein, meine Lieblingslektüre war das nicht, wenn ich mich recht erinnere. Auch etwa als Filme konnte ich mir das eher nicht vorstellen. Da bin ich tatsächlich eher Poe. Die erste musikalische Begegnung verschafften mir wohl Metallica, spätestens mit dem grandiosen ´Call Of Ctulhu´. Ich habe mir also schon vorstellen können, dass man diese Stories wohl gut vertonen kann. Auch wenn manchem Fan sicher ein wenig zu wenig Wahnsinn in dieser Scheibe steckt. Ich finde, hier ist genau das richtige Maß getroffen zwischen metallischer Härte, ausladendem Orchester und gesanglichem Theaterdonner. Das wird vielleicht nicht jeder Traditionalist so goutieren, mir macht das Ding unheimlich Spaß.

 

Mario Wolski vergibt 9 von 10 Punkten