LAZULI
Titel: LE FANTASTIQUE ENVOI DE DIETER BÖHM
Label: L´ABAILLE RÔDE
Spieldauer: 42:44 Minuten
Die Franzosen von LAZULI waren für mich vor einigen Jahren so etwas wie eine Zufallsentdeckung. Eigentlich ein ganz anderes Konzert im Aschaffenburger Colos Saal besuchend wurde in einer Dauerschleife auch immer wieder ein Konzertausschnitt dieser Band gezeigt, der mich echt angefixt hat. Wieder zu Hause musste ich mich erst einmal über LAZULI informieren und bin als Fan hängen geblieben. Die Faszination kann ich auch nicht an nur an ein oder zwei Punkten festmachen, da gehört schon mehr dazu. So ist es die Mischung aus Prog und Weltmusik, die Einzigartigkeit ihrer Musik, mit der Leode das besondere Instrument und sicherlich auch das schön klingende Französisch, das im Rock im weitesten Sinne nicht gerade verbreitet ist.
Lobgesänge zu LAZULI habe ich bereits reichlich in den vergangenen Konzertberichten und Rezensionen geäußert und darf gerne dort nachgelesen werden. So ist sicherlich auch verständlich, dass auch diese Rezi nicht frei von Voreingenommenheit sein wird, dafür würden mich böse Zungen wohl als Fanboy titulieren. Die Franzosen gehen mit „Le Fantastique envol de Dieter Böhm“ einen neuen Weg und haben ihr erstes Konzeptalbum aufgenommen. Als übergreifendes Thema hat man sich einen Musiker auf einer einsamen Insel vorgestellt, der eine einzelne Note pflanzt, die zur Melodie geworden den Wellen anvertraut wird und so auf der ganzen Welt zu hören ist. Mag da vielleicht auch die geheime Sehnsucht mitschwingen, dass sich LAZULI auf dieser einsamen Insel wähnen sich wünschen, dass ihre Melodien auf der ganzen Welt zu hören sind?
Zumindest soll dieser Dieter Böhm eine (versteckte) Allegorie an die Fans sein, wie auch die Albumwidmung, die sich an alle richtet, die bereits LAZULI-Musik für sich entdeckt haben, zum Ausdruck bringt. Was die Franzosen auf ihrem neuen Album besonders zum Ausdruck bringen, sind die ruhigen, nachdenklichen, aber dennoch eindringlichen Momente ihrer Musik, die immer wieder mit der lazuliesken Dramaturgie ausgestattet sind und in den für die Band typischen Instrumental-Kino-Breitwand-Ausbruch münden. Dennoch sind die leisen Töne die Besonderheit dieses Albums, dass insgesamt von seiner spannungsgeladenen Abwechslung lebt und für meine Ohren schon ein anderes Hörerlebnis bietet. Dennoch bleiben LAZULI unverkennbar LAZULI, denn die gebotene Klangvielfalt mit den bandtypischen Instrumenten ist das Markenzeichen der Franzosen und elementarer Bestandteil ihrer Musik. Gesanglich hat sich auch Dominique Leonetti auf die besondere Stimmung eingestellt und scheint noch eine Spur einfühlsamer zu singen, wobei er seine charismatische Stimme stets treffend einzusetzen weiß. Es wird klar, dass „Le Fantastique envol de Dieter Böhm“ ein etwas anderes Album ist. Das thematische, konzeptionelle Gerüst hat die Franzosen einen musikalisch etwas anderen Weg einschlagen lassen, der sehr wohl interessant ist, weil er anders ausfällt, als man es von LAZULI gewohnt ist. Sie haben es geschafft, dass die Stücke so harmonisch ineinanderfließen, dass man das Album gar nicht unterbrechen mag und es einfach durchhören muss.
Zur Konzept-Feier des Tages bietet man das Album mit einem wunderbaren, 60 Seiten umfassenden Digi-Book an, so dass neben dem Hörvergnügen auch die Geschichte dahinter nachempfunden werden kann. Da die Franzosen traditionell mit ihrem neuen Album auch auf Tour gehen, möchte ich euch die Termine wärmstens ans Herz legen. Wer die Musik auf dem Album mag wird feststellen, dass LAZULI auch live ein absolutes Erlebnis sind. Ich bin echt gespannt, wie uns LAZULI die Songs des neuen Albums präsentieren.
Robert vergibt 9 von 10 Punkten