LALU – THE FISH WHO WANTED TO BE KING

LALU

Titel: THE FISH WHO WANTED TO BE KING

Label: Frontiers

Spieldauer: 47:25 Minuten

VÖ: 20. Oktober 2023

LALU ist die Band des französischen Keyboarders Vivien Lalu. Dessen Eltern Noelle und Michel haben schon vor 50 Jahren mit der Band Polène die Pariser Szene unsicher gemacht. Allerdings wohl wenig nachhaltig, man kann auf den einschlägigen Seiten kaum etwas zu ihnen finden.

Da macht es der Sohn besser. Dessen Projekt besteht schon seit 2004. ´The Fish Who Wanted To Be King´ ist sein viertes Album, an den Vorgänger ´Paint The Sky´ kann ich mich dunkel erinnern. Musikalisch hat es seitdem kaum Veränderungen gegeben. Nur Gäste, die vor zwei Jahren noch reichlich beteiligt waren, sind heute nicht mehr zu hören. Dafür hat sich die Besetzung doch gefestigt. Neben dem Kopf hört man am Schlagzeug Jelly Cardarelli, an Bass und Gitarre Joop Wolters, den man (vielleicht) als Solokünstler im Bereich Jazz/Fusion Rock kennt. Dazu kommt als zweiter Tastenspieler Matt Daniel. Und natürlich sollte man den Mann am Mikrophon nicht verschweigen. Da dürfte gleich allgemeines Zungenschnalzen ausbrechen. Den am Gesang hört man niemand geringeres als Damian Wilson. Nach vielen starken Alben, nicht nur mit Threshold, liefert er hier wieder ein Highlight seiner Karriere ab.

Der Verzicht auf Gastsänger sorgt dafür, dass ´TFWWTBK` noch homogener klingt als der Vorgänger. Ja, manches läßt an Threshold denken, das liegt schon am Sänger. Aber Vivien Lalu schafft es, auch andere Einflüsse unterzubringen. So fühlt man sich stellenweise auch gern einmal an Saga erinnert, während an anderer Stelle auch Melodic Rock der Marke Toto durchschimmert. Doch immer wieder steht die Stimme Damians im Mittelpunkt.

Natürliche Höhepunkte sind die beiden Longtracks. Da ist einmal der zehnminütige Titelsong. Zum anderen der dramatische Viertelstünder ´Amnesia 1916´. Hier wird dann auch mal anständig gefrickelt. Es finden sich gar Passagen, die auch Dream Theater zur Ehre gereichen würden, die in letzter Zeit ja doch an Stärke eingebüßt haben. Daneben stehen dann die kürzeren Songs, die etwas mehr auf Eingängigkeit ausgelegt sind. So entsteht eine ausgewogene Balance zwischen Einfachheit und Anspruch. Der Hörer spürt, hier ist etwas zusammengewachsen. Und böse Zungen könnten behaupten, LALU sind eine der wenigen Bands auf Frontiers, die wirklich nach Band und nicht nach zusammengewürfeltem Projekt klingen.

´TFWWTBK´ ist ein starkes Album für melodieselige Progger und einer Handvoll Break nicht abgeneigter Melodic-Fans. Zum Beweis möchte ich neben den Longtracks noch das wunderbar traurige ´Deoxyribonucleic Acid´ empfehlen. Was mir noch auffällt. Endlich mal ein Album aus der eher proggigen Ecke, dass die Spielzeit nicht unnötig verlängert, sondern ein wenig auch der Aufmerksamkeitsspanne eines Otto Normalhörers angepasst ist. Oder, wie der Volksmund richtig sagt, weniger ist manchmal mehr.

Mario Wolski vergibt 8 von 10 Punkten