KONQUEST – TIME AND TYRANNY

KONQUEST

Titel: TIME AND TYRANNY

Label: NO REMORSE

Spieldauer: 36:50 Minuten

VÖ: 14. Oktober 2022

Eins vorweg: KONQUEST aus Italien ‟sind” im Grunde keine Band, sondern ‟ist” ein 2019 aus der Taufe gehobenes Ein-Mann-Projekt von Alex Rossi, der ansonsten seit einigen Jahren auch bei diversen anderen Bands in der Toskana umtriebig war und ist.

Als vollständige Live-Band konnte man KONQUEST bisher nur auf einer Handvoll ausgewählter Festivals wie dem diesjährigen Up The Hammers oder dem KIT Rising II erleben – und dort haben Rossi (Gesang/Gitarre) und seine Live-Musiker mich auf voller Linie gewinnen können.

Wie bereits auf dem Debüt ‟The Night goes on” von 2021 serviert uns Herr Rossi (sorry, der musste einfach sein) auf ‟Time and Tyranny” melodiösen traditionellen Heavy Metal mit klar erkennbaren NWoBHM-Einflüssen, wie er heutzutage gerne zumeist von skandinavischen oder südeuropäischen Bands wie z. B. Ambush oder Dexter Ward zelebriert wird.

Klingt erstmal nicht sonderlich originell – aber ein Label wie No Remorse hat halt einfach ein Talent dafür, die musikalischen Rosinen aus dem Einheitsbrei herauszupicken: Trotz permanenter stilistischer Verneigungen vor Bands wie Maiden, Samson oder Priest bewahren sich KONQUEST (allein auch durch Alex Rossis mitunter etwas ‟kauzigen” Gesang) immer eine gewisse Eigenständigkeit mit Wiedererkennungswert und begehen bei allem ‟Worshipping” eben nicht den Fehler, einfach nur plump schon tausendmal gehörte Riffs oder Melodien zu kopieren.

Nach dem dramatischen Intro (in bester ‛Ides Of March’ Tradition) geht’s gleich los mit den beiden Uptempo-Krachern des Albums, ‛Time And Tyranny’ und ‛Something In The Dark’, die bereits live voll mitreissen konnten. Die gelungene Halballade ‛The Light That Fades Again’ erinnert zu Beginn an Bands wie Queen, Toto oder Yes, bevor sie Fahrt aufnimmt, dabei teilweise leider aber auch etwas zu sehr ‟maiden-lastig” wird.

Danach folgen die beiden starken ‟Stampfer” des Albums”, von denen ‛A Place I Call Home’ witzigerweise gleich wieder an Maiden und das etwas flottere ‟The Traveller” dann an Priest (und etwas Accept) denken lassen. Nach einem kurzen, imho eher überlüssigen, Gitarrenintro schließt das Album mit dem 8-Minuten-Track ‛Warrior From A Future World’ ab, der (nomen est omen?) tatsächlich auch noch Manowar mit aufs stilistische Spielfeld wirft, aber erst richtig stark wird, wenn er sich ab Mitte des Songs maiden-mäßig steigert.

Fazit: Sechs neue sehr gute bis grandiose Songs, die sicher keinen Innovationspreis gewinnen werden, zumindest mir aber mehr Spaß und Spannung bereiten als die letzten Veröffentlichungen der viel gehuldigten Originale selbst. Und da ist definitiv noch mehr drin – vielleicht sogar mal eine vollstänige Band? Ich bin gespannt und drücke die Daumen.

 

Joe Nollek

obliveon vergibt 8,5 von 10 Punkten