KNIGHTSUNE – FEARLESS

Knightsune - Fearless

KNIGHTSUNE

Titel: FEARLESS

Label: AT THE GATES RECORDS

Spieldauer: 59:37 Minuten

VÖ: 11. Oktober 2024

Auf ihrem zweiten Album „Fearless“ liefern die Spanier KNIGHTSUNE einen abwechslungsreichen Mix aus melodischem Epic-Metal, teils hymnischem, teil proggigen Power-Metal ab, der sicher ein wenig polarisieren kann.

Das tolle selbstbetitelte und eigenproduzierte DebĂźt von 2021 ist imho ein kleiner Geheimtipp fĂźr jeden „Traditionsmetaller“, der einen griffigen Mix aus alten Omen, Battleroar und Blind Guardian zu schätzen weiß. Auf „Fearless“ erweitern KNIGHTSUNE ihren Sound noch um EinflĂźsse mittlerer Judas Priest und neuerer Saxon als auch Parallelen zu Bands wie Pyramaze, Ancient Empire, Blazon Rite oder Vultures Vengeance.

Produktionstechnisch hat das Quintett auf Saragossa dabei fett einen draufgelegt und klingt um einiges druckvoller und moderner – und damit sicher massenkompatibler, aber halt auch ewas austauschbarer – als auf dem Erstling. Dadurch entsteht gerade bei manchen mehrstimmigen Refrains ein gewisses Blind-Guardian-Feeling. Und auch Frontmann Victor AlcalĂĄ „Kendoru“ klingt mit seinem melodischen Gesangsstil und seinem charmant-sĂźdeuropäischen Akzent immer mal wieder wie die spanische Version von Hansi KĂźrsch.

Mit dem durchaus starken Opener ‚Fearless‘ und den nachfolgenden ‚A Sky Full Of Ghosts‘ und ‚Twilight Of The Heroes‘ gestalten KNIGHTSUNE den Einstieg ins Album leider noch etwas sperrig. Viele tolle Gitarren- und Gesangsmelodien, Rhythmus- und Tempowechsel – so nachhaltig greifen wollen die Songs bei mir trotzdem nicht ganz: Etwas zu breit wirkt hier manchmal der Spagat zwischen „proggig“ und „eingängig“.

Besser machen es KNIGHTSUNE bei meinen drei absoluten Highlights ‚Under One Sound‘, ‚Pistols At Dawn‘ und ‚Purple And Green‘, die jeweils auf ihre Art wie ein perfekter Mix aus alten Judas Priest und Blind Guardian rĂźberkommen. Bei solch einem starken und spannenden Songwriting drĂźcke ich auch bei den zwei kurzen „Oh-Ho-Hoo“-Passagen gerne beide Augen zu. Und mit dem neunminĂźtigen ‚The Island‘ gibt es gegen Ende noch einmal eine tolle, sich immer mehr steigernde Epic-Metal-Perle. Sehr geil!

Die beiden straighten Uptempo-Kracher ‚Forever‘ und das abschließende ‚Not Over‘ mit Gast-Vocals von Elisa C. MartĂ­n (Hamka) bzw. Herbie Langhans (Firewind, Radiant, Steel Rhino) gehen ebenfalls einfach gut und effektiv ins Ohr, auch wenn sie stilistisch nicht wirklich originell sind.

Die Halbballade ‚The Pain I Leave‘ vereint ein wenig Blind-Guardian-Lagerfeuer-Romantik mit anschmiegsamen Kuschelrock und etwas Nightwish-Schmalz. Ja, klingt an sich ganz „nett“ – das war’s aber auch.

Fazit: Wirklich schwer. KNIGHTSUNE haben auf „Fearless“ vom proggigen US-Metal Ăźber (europäischen) Power-Metal bis hin zum Balladen-Kitsch eigentlich alles im Repertoire und sitzen damit – wie eingangs erwähnt – zwischen einigen StĂźhlen. KĂśnnte mir gut vorstellen, dass Old-School-Metaller sie fĂźr etwas zu modern und Anhänger mainstreamiger Power-Metal-Bands sie fĂźr etwas zu sperrig halten. Witzigerweise halte ich die Band genau dann fĂźr am stärksten, wenn sie beide Welten im ausgewogenen Gleichgewicht vereinen.

Joe Nollek vergibt 7,5 von 10 Punkten