
KHNVM
Titel: COSMOCRATOR
Label: Testimony Records
Spieldauer: 36:52 Minuten
VÖ: 29. August 2025
KHNVM zocken Death Metal, ein Mix aus Old-School-Death und zeitgenössischen Einflüssen, unter der “Leitung” vom in Bangladesch geborenen Gitarristen und Sänger Obliterator. Die Formation wurde hier in Deutschland gegründet und ist auch hier verwurzelt. KHNVM haben seit ihrer Gründung drei Full-Length-Veröffentlichungen auf den Weg gebracht, mit denen sie sich fest in der Death-Metal-Unterwelt etabliert haben. Den Anfang machte “Foretold Monuments of Flesh” 2019 und markierte den brachialen Einstieg der Band. Zwei Jahre später folgte mit “Portals to Oblivion” (2021) der düstere Nachfolger. 2023 legten KHNVM mit “Visions of a Plague Ridden Sky” nach und zementierten endgültig ihren Status als kompromisslose Macht im extremen Metal. Am 29. August 2025 erscheint nun die vierte Langrille “Cosmocrator”, ein weiteres finsteres Kapitel aus dem Hause KHNVM, über das wir heute berichten. “Cosmocrator” wurde von Obliterator an Gitarren, Gesang, Bass, Synths sowie die komplette Komposition und sämtliche Texte eingespielt, zusammen mit M. an den Drums, der für das präzise und brutale Fundament der Platte verantwortlich ist. Als Gastmusiker ist Ekaitz Garmendia von SIJJIN mit an Bord, der ein markantes Gitarrensolo im Track ‘Venom Spawn’ beisteuert. Spoiler: ein echtes Highlight auf einem ohnehin düsteren und kompromisslosen Death-Metal-Manifest. Live bestehen KHNVM aus Obliterator (Gitarre/Gesang), Chasmist, (Bass) der für das druckvolle Low-End sorgt. In der Schießbude trommelt J., der das Fundament für den kompromisslosen Live-Sound der Band legt. Gemeinsam bringt dieses Trio die rohe, intensive und unverfälscht zerstörerische Wucht von KHNVM auf die Bühne.
“Cosmocrator” führt den Hörer in den Abgrund menschlicher Wahrnehmung. Die Scheibe ist ein düsterer Trip an der Schnittstelle zwischen Death Metal, Philosophie, Psychologie und Spiritualität. Das neue Material geht nicht nur musikalisch in die Vollen, sondern stellt auch geistig auf den Prüfstand: Inspiriert von Christopher Hitchens‘ religionskritischem Werk “Gott ist nicht groß” und C. G. Jungs tiefenpsychologischem “Mysterium Coniunctionis”, setzen sich KHNVM mit der ewigen Spannung zwischen Ratio und Mystik auseinander – und räumen dabei ganz nebenbei mit alten Glaubensbildern auf. Der Titel “Cosmocrator” ist bewusst doppeldeutig gewählt: Zum einen bedeutet er “Herrscher der Welt”, zum anderen findet er im religiösen Sprachgebrauch auch Anwendung als Begriff für “Satan”. Diese Ambivalenz zieht sich wie ein roter Faden durch das Album – es geht um Kontrolle, Chaos, Illusion und Erkenntnis. In gewohnt kompromissloser Manier ballern KHNVM zehn neue Tracks raus, die nicht nur musikalisch Dampf machen, sondern auch inhaltlich ordentlich Tiefe mitbringen.
‘Purgatorial Pyre’ eröffnet mit einem ausgedehnten, über zwei Minuten dauernden Intro,das kann sich der über sechs Minuten Song aber auch gut leisten. Nach dem Intro hauen KHNVM in brachial walzender Manier los und drücken alles in den Boden, was sich nicht in Sicherheit gebracht hat. Die tiefen Growls schmecken nach “toter Erde”, die Gitarren räumen fett durch die Ohren und die Drums knallen gewaltig gegen das Trommelfell. Knackiger feuert ‘Fetid Eden’ übers Schlachtfeld und das in über sieben Minuten fatalem Todesblei-Geballer, das auch brutal starke instrumentale Momente liefert. Relativ “kurz” schiebt sich der vier Minuten Panzer ‘Mercurial Remnants’ durchs geschehen und ‘Fathomless Enigma’ ist das 90 Sekunden-Vorspiel für den Titeltrack ‘Cosmocrator’, der die heftigste und gewaltigste Attacke auf euren Nacken fährt. In ‘Venom Spawn’ ist Gastmusiker Ekaitz Garmendia von SIJJIN am Start – gönnt euch sein Solo laut, es lohnt sich. Das Finale kommt bereits mit Lied #7 – ‘Haunting Blight’ – und auch hier gibt es die gewohnt düstere bis stockschwarze Stimmung, die drückenden Gitarren und die Schlagzeug-Salven aus der Schießbude.
Mit “Cosmocrator” liefern KHNVM ein bretthartes Death-Metal-Monster ab und das mit Tiefgang und Konzept. Die Band kombiniert ihre rohe Energie mit inhaltlicher Schwere und liefert einen räudig-rohen Soundtrack zur existenziellen Abwärtsspirale. Man könnte dem Album eine gewisse Armut an Abwechslung attestieren, doch das ist einfach der Stil der Truppe und der sollte auch nicht anders sein – in Österreich ändert man ja auch nicht das Rezept fürs Wiener Schnitzel. “Cosmocrator” ist unbequem, brutal, durchdacht und absolut hörenswert für Fans der Band und des Genres!
Tobi Stahl vergibt 8 von 10 Punkten