KANT – PARANOIA PILGRIMAGE

KANT

Titel: PARANOIA PILGRIMAGE

Label: Sound of Liberation Records

Spieldauer: 42:54 Minuten

VÖ: 27. September 2024

Wenn im englischsprachigen Raum in der Schule die Sprache auf den deutschen Philosophen Immanuel Kant kommt, dann sieht man viele und vor allem männliche Schüler mehr oder minder heimlich grinsen. Warum heißt der Kerl auch wie dies verrufene Gossenwort? Ob die Band KANT jetzt an den Mann aus Königsberg gedacht hat, bei der Namensgebung, oder an das C-Wort, das weiß ich nicht. Beide Varianten sind nicht zu abwegig.

Auch wenn der Heavy Psyck Rock very british klingt, das Quartett Elena (Bass), Brain (Drums), Marius (Gitarre, Gesang) und Nicolas (Gitarre, Gesang) kommt nicht von jenseits des Kanal, ihre Heimat ist Aschaffenburg am Main.

Wie gesagt, trotz der fränkischen Wurzeln, die Musik ist sehr britisch. Die 70 klingen stark durch, eine gewisse okkulte Note könnte man dem Gesamtsound unterstellen. Zumindest halten sich KANT aber an einen wichtigen Lehrsatz ihres Paten. „Was Du nicht willst, das man Dir tu, das füg auch keinem andern zu.“ Und dieser kategorische Imperativ zieht sich, scheint es, durch den psychedelischen Sound. Vielleicht sind die vier einfach entspannt. Vielleicht haben sie für diese Entspannung auch mit gewissen Substanzen nachgeholfen. Egal. Rockriffs und cleane Gitarren, ruhig melodische Strophen, viel Dynamik, schnelle Passagen und eher langsame, da kommt zusammen, was schon lang zusammengehört. Das Quartett klingt tiefenentspannt und irgendwie gut gelaunt, selbst wenn sie sich den Okkulten annehmen. Die Wurzeln liegen bei Black Sabbath und Witchcraft, aber auch heutige Kollegen wie Wytch Hazel und Hällas sind nicht so weit weg. Die Stimmung ist wichtig. Manches klingt wie ein herbstlicher Spaziergang in einem nebelverhangenen Wald. Es riecht nach Laub und Moos, eine angenehme Gänsehaut streicht über den Körper.

Oder, anders gesagt, das Kantholz, das andere benutzen würden, hat nicht nur abgerundete Kanten sondern ist auch noch ein wenig gepolstert. Schließlich wollen KANT mich nicht erschlagen, sondern entführen in eine Welt der Wunder. Hier lebt ´Baba Yaga´ und der ´Lord Of Flies´ nimmt eine Auszeit von seinem Job in der irdischen Hölle.

Meine Highlights aber ist zum einen das wunderbar harmonisch fließende ´Traitors Lair´, ist es vielleicht entstanden, mit den Füßen im Main baumelnd? Das zweite ist das abschließende epische ´Rainbird´, das wunderbar auf die jetzt kommende Jahreszeit einstimmt.

Mario Wolski vergibt 9 von 10 Punkten