KANONENFIEBER – DIE URKATASTROPHE

KANONENFIEBER

Titel: DIE URKATASTROPHE

Label: CENTURY MEDIA / SONY MUSIC

Spieldauer: 50:43 Minuten

VÖ: 20. September 2024

Auf einem Pulverfass saßen die europäischen Nationen im Jahr 1914 nachdem sie die maßgeblich von von Bismarck geprägte Sicherheitsarchitektur jahrelang vernachlässigt hatten. Hegemoniale Gedanken der europäischen Großmächte, aggressive Wirtschaftspolitik und Säbelrasseln führten Europa und in der Folge auch weitere Nationen in den Ersten Weltkrieg, der aufgrund seiner politischen und gesellschaftlichen Verwerfungen und den damit verbundenen Folgen auch gerne als die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts bezeichnet wird. Die deutschen Death/Black Metaller KANONENFIEBER um den Soloprotagonisten und Musiker Noise veröffentlichen mit „Die Urkatastrophe“ ihren zweiten Longplayer. Sie gelten als streitbare Band, gerade im Bezug auf ihren kommerziellen Anspruch. 

Doch schauen wir lieber mal was KANONENFIEBER nach ihrem durchaus guten Debütalbum Menschenmühle auf dem Nachfolger in die Rille gebannt haben. Die ersten drei Songs rauschen in ziemlich typischer KANONENFIEBER Manier durch. Gut, aber nicht besonders außergewöhnlich. Bei dem Refrain von ‚Der Maulwurf‘ wähnte ich mich virtuell plötzlich vor einer Konzertbühne mit Saltatio Mortis, Amon Amarth und Santiano zeitgleich. Das wiederholt sich glücklicherweise nicht aber der fade Beigeschmack einer Kirmeskomposition bleibt.

Als Highlight erweist sich ‚Waffenbrüder‘ mit schneidendem Riffing und treibenden Drumming. In ‚Panzerhenker‘ wird die Schlacht von Cambrai thematisiert, als den Erzählungen nach ein tapferer Artillerieunteroffizier namens Krüger mehrere britische Panzer mit seinem Feldgeschütz außer Gefecht gesetzt hat. Der Track geht ebenfalls auf die Habenseite. Die Schlacht von Verdun, das wohl schillernde Symbol von Materialschlachten und der Sinnlosigkeit der Kriegsführung von beharrlichen Truppenführern, wird mit einem akustischem Epilog und dem Song ‚Abnutzungsschlacht‘ behandelt. Den Abschluss bildet die Akustiknummer ‚Als die Waffen kamen‘.

Insgesamt bleibt ein thematisch interessantes aber musikalisch streckenweises belangloses Album, das selten dauerhaft begeistern kann sondern die Spannungsbögen zu leichtfertig verspielt. Daher kann die Bewertung auch nur im Mittelfeld liegen. Ich bin mir allerdings sicher, dass sich viele Fans für diese Art von Musik wie sie von KANONENFIEBER gespielt wird begeistern können.

Ingo Holzhäuser vergibt 6 von 10 Punkten