JONATHAN HULTÉN – CHANTS FROM ANOTHER PLACE

JONATHAN HULTÉN

Titel: CHANTS FROM ANOTHER PLACE

Label: KSCOPE / EDEL

Spieldauer: 44:30 Minuten

Es scheint für eigentlich mit extremeren Metalklängen in Verbindung gebrachte Künstler momentan en vogue zu sein, ihre zerbrechliche Seite nach außen zu kehren. Nun sind Tribulation ja eh eine Sache für sich, ihr Gothic-lastigerVampirmetal zieht naturgemäß allerlei Nachtschattengewächse an, und so verwundert es beinahe, dass Hultén auf seinem ersten Soloalbum (nach der EP „The Dark Night Of The Soul“) bei allerlei textlicher Ernsthaftigkeit und Nosferatu-Ästhetik recht beschwingt daherkommt („Next Big Day“) und so nicht selten an die großartigen Kollaborationen von Wino und Conny Ochs erinnert. Es gehört eine große Portion Chuzpe dazu, allein die Akustische oder basische Keyboardklänge (das requiemartige „Wasteland“) sprechen zu lassen und darüber mitunter recht komplexe Gesangsarrangements zu legen („The Mountain“). Und dieser Mut wird dank der Meisterschaft Hulténs belohnt. Selbst ein Kniefall vor Simon & Garfunkels genialer Version des britischen Folkheiligtums „Scarborough Fair“ gelingt in Form von „Holy Woods“ vortrefflich (der Einfluss zieht sich ins folgende „Where Devils Weep“). Wer harte Gitarren und böse Blicke für düstere Stimmungen braucht, der liegt hier demnach falsch. Gibt man sich aber auch mal einem skandinavischen Folksong wie „Ostbjorka Brudlat“ mit seinen Stimmexperimenten hin (hätte übrigens auch im Ronja Räubertochter-Soundtrack eine gute Figur gemacht), dann darf man hier vieles entdecken. Nick Drake darf beim Namedropping letztlich nicht fehlen, und jetzt weiß auch jeder, worum es geht. Hätte irgendwie auch von Mikael Åkerfeldt kommen können. Auf jeden Fall feiern Freunde solcher Klänge angesichts der simultanen Releases von King Dude und Me And That Man gerade eine schön melancholische Dauerparty.

Patrick Müller vergibt 7,5 von 10 Punkten