IRON MAIDEN – NIGHTS OF THE DEAD: LEGACY OF THE BEAST LIVE 2CD

IRON MAIDEN

Titel: NIGHTS OF THE DEAD: LEGACY OF THE BEAST LIVE 2CD

Label: PARLOPHONE / WARNER

Spieldauer: 100:58 Minuten

IRON MAIDEN folgen ihrer seit der Reunion etablierten Formel und veröffentlichen zu jeder Tour eine Live-Nachlese. Am 13.06. sah ich die Band im Rahmen der hier verewigten „Legacy Of The Beast“-Konzertreise in der Berliner Waldbühne und war vollkommen geflasht ob der Performance (insbesondere Bruce Dickinsons) sowie der Setlist (s. Review im Obliveon-Archiv). Demnach sollte dieses Doppelalbum vor einem völlig steil gehenden Mob in Mexico City eigentlich ein Fest der Sinne sein. Eigentlich…

Aufgenommen zwsichen dem 27. und 30.09. 2018 weiß man, dass Dickinson vier Tage später auf dem Rock In Rio unter einer herben Erkältung litt, dennoch aber eine solide Leistung ablieferte. Offenbar war er in Mexiko noch deutlich heftiger angeschlagen und klingt dementsprechend schon während des Openers „Aces High“ sowie insbesondere im Verlauf von „Where Eagles Dare“ arg gepresst. Aus diesem Grund hat man offenbar auch die Ansagen herausgeschnitten; in den zu hörenden Ausschnitten („The Clansman“) lässt sich erahnen, in welchem Zustand sich Dickinson befand – sicherlich nicht in einem guten…

Warum man also unbedingt diese Aufnahmen auswählen musste, bleibt mir völlig schleierhaft, denn an einem guten Tag singt der Mann noch immer alles und jeden in Grund und Boden. Hier schludert er arg bei den Phrasierungen, um sich durch die Show zu retten und hat etwa im „Wicker Man“ kaum noch Dampf auf den Stimmbändern. Das mag auch erklären, warum man auf visuelle Unterstützung diesmal gänzlich verzichtet hat.

Die im Rahmen der Tour absolvierte Setlist ist sattsam bekannt und lässt kaum Wünsche offen – selbst „Flight Of Icarus“ hat Harris nicht „zensiert“. Die Songs werden mitunter deutlich „rockiger“ interpretiert (Adrian Smiths Gitarrensound in „2 Minutes To Midnight“ etwa), wie die Gitarrenfraktion sich überhaupt in den üblichen Solo-Variationen ergeht, während auch McBrain mitunter eigentümliche Drumfiguren produziert („Run To The Hills“), ein Umstand, der wohl zeigt, dass MAIDEN sich ihre Tour-Marathons interessant halten müssen. Mit diesem Release haben sie sich allerdings ein kleines Eigentor geschossen, nahmen sie es doch zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt auf. So legt „Nights Of The Dead“ nahe, dass gerade Dickinson seinen Zenit überschritten hat, was m.E. nicht stimmt. Hoffen wir, dass die kommenden Tourdates ein anderes Bild zeigen. Eine Welt ohne MAIDEN ist für viele Metaller schließlich kaum denkbar. Hier wäre jedenfalls weit mehr drin gewesen als ein weiteres grundsolides Livealbum.

Patrick Müller vergibt 7,5 von 10 Punkten