IRA TENAX
Titel: DARK AWAKENING
Label: MDD RECORDS
Spieldauer: 57:09 Minuten
VÖ: 13. Juni 2024
Pünktlich zu ihrem 25. Bandjubiläum und ganze zehn Jahre nach ihrem Vorgänger „Portrait Of The Fallen“ bringen die Hanauer (Melodic-)Deather IRA TENAX endlich ihr lang angekündigtes viertes Album „Dark Awakening“ an den Start. Und die Wartezeit hat sich gelohnt: Die Hessen melden sich nicht nur mit fast einer Stunde Spielzeit, sondern erstmals auch mit eindrucksvollem Cover-Artwork und vor allem einer oberamtlichen In-die-Fresse-Produktion zurück.
Weiterhin spielen IRA TENAX abwechslungsreichen, düster-melodischen bis thrashigen Death Metal, der meist im stampfenden bis treibenden Midtempo angesiedelt ist. Zurecht und mehr denn je drängt sich bei „Dark Awakening“ der Vergleich mit den regionalen Nachbarn von Disbelief auf. Zusätzlich kann man immer wieder Spuren von Arch Enemy, alten In Flames, stampfenden Unleashed, Necrophobic oder auch Illdisposed und Bolt Thrower, den Debüts von Amorphis und Paradise Lost und vereinzelt sogar Machine Head und Depressive Age heraushören.
Hervorzuheben auf „Dark Awakening“ ist ganz klar die starke Gesangsleistung von Bandgründer und Frontmann Martin Schulz, der sicher nicht der derbste Growler bzw. beste Sänger unter der Sonne ist, diesmal aber das Optimum aus seiner Stimme herausholt. So überzeugt sein wohldosiert eingesetzter – früher oft eher „charmant-wackliger“ – Klargesang hier mittlerweile wie eine coole Mischung aus Nick Holmes (Paradise Lost), Robb Flynn (Machine Head) und Jan Lubitzki (Depressive Age).
Dark Awakening
Ganz ohne Klargesang kommen – nach dem coolen Intro ‚Prelude‘ – zunächst die beiden brachialen ‚Beginning Of The End‘ und ‚Council Of The Old‘ aus, die wie eine Mischung aus Illdisposed, Disbelief und Arch Enemy ins Ohr walzen. Das anschließende ‚Golden Sun‘ überrascht zusätzlich sogar mit einigen treibenden, fast schon Amon-Amarth-artigen Grooves.
Kleines Highlight ist für mich die etwas unorthodoxe Halbballade ‚Fatal Romance‘, die wie eine geniale Kollaboration von alten Depressive Age und Disbelief klingt. Weckt nicht nur aufgrund Martins Klargesang einige Erinnerungen an alte Depressive Age bzw. IRA TENAX‘ 2007er Album „Trapped“ (naheliegenderweise Geheimtipp für alle Depressive-Age-Liebhaber übrigens).
Aber erst danach wird „Dark Awakening“ meiner Meinung nach so richtig stark: ‚Path Of Revenge‘, ‚Final Betrayal‘, ‚Endless Pain‘ und ‚When Bright Days Turn Black‘ kombinieren düstere Disbelief-Intensität mit walzenden Thrash-Passagen und dramatischen Songstrukturen, die mich oft an die Machine-Head-Meisterwerke „Through The Ashes Of Empires“ und „The Blackening“ erinnern.
Nach dem geilen kompakten Death-Trasher ‚Last Endeavour‘, der stilistisch wieder eine kleine Brücke zum Albumbeginn schlägt, sorgt das siebenminütige Instrumental ‚Aftermath‘, das sich vom balladesken Beginn zur speedigen Thrash-Eruption hocheskaliert, um danach episch auszuklingen, für einen stimmungsvollen Abschluss.
Fazit
Chapeau. Endlich klingen IRA TENAX nicht nur wie eine charmante Underground-Band mit vielversprechenden Ansätzen, sondern können song- und produktionstechnisch erstmals in wirklich allen Belangen im internationalen Vergleich mithalten. Auch wenn für eine höhere Wertung noch der ein oder andere „Oberkracher“ fehlt, schlägt „Dark Awakening“ qualitativ einen Großteil stilitisch vergleichbarer Veröffentlichungen in diesem Bereich. Wärmstens zu empfehlen für jeden, der auf oben genannte Bands (vor allem auch in der Kombination) steht.
Joe Nollek vergibt 8 von 10 Punkten