INSOMNIUM – ANNO 1696

INSOMNIUM

Titel: ANNO 1696

Label: Century Media Records

Spieldauer: 50:27 Minuten

VÖ: 24. Februar 2023

INSOMNIUM wurde im Frühling 1997 in der ostfinnischen Stadt Joensuu von Niilo Sevänen, Ville Friman, Tapani Pesonen und Markus Hirvonen gegründet. Die aktuelle Besetzung sieht Anno 2023 wie folgt aus: Niilo Sevänen als Sänger und am E-Bass, Markus Vanhala (seit 2011), Jani Liimatainen (seit 2019) und Ville Friman an den Gitarren bzw. singt Ville auch und am Schlagzeug ist Markus Hirvonen. Die Metal-Melancholiker aus dem Land der tausend Seen gehören zu den stärksten Bands in ihrem Fach und veröffentlichten am 24. Februar 2023 ihr neuntes Werk “Anno 1696”, das von Jaime Gomez Arellano (Orgone Studios) gemischt und von Tony Lindgren (Fascination Street Studios) gemastert wurde.

Die Finnen führen ihre Fans in den dunklen Norden Europas, der im 17. Jahrhundert die Zeit der Hexen, des Aberglaubens, der Blutlust und des Wahnsinns war. Und von Werwölfen. Die Grundlage für 1696 ist eine Kurzgeschichte, die Frontmann Niilo Sevänen selbst geschrieben hat.

Sevänen:
“Die Hexenprozesse von Torsåker waren eine schreckliche Quelle alptraumhafter Inspiration. All das Gerede über 70 enthauptete Frauen in dieser kleinen schwedischen Gemeinde? Das ist echtes Material aus der Geschichte! Und als ob das noch nicht genug wäre, gibt es auch einige sehr düstere Geschichten über Kannibalismus und Kindermord aus den Jahren der großen Hungersnot.”

Wer die Kurzgeschichte lesen möchte, bekommt “Anno 1696” in Englischer und Finnischer Sprache im Artbook, nur auf Englisch ist sie im 2LP+CD & LP-Booklet enthalten. Mit den Lyrics bewaffne ich mich jetzt und begebe mich ins düstere Finnland, zu Hexen und Werwölfen – here i go.

Mit dem Titeltrack ´1696´ steigen wir in das Album ein. Der Song startet mit akustischen Klängen und einer kleinen Erzählung, die Spannung aufbaut, welche dann auf brachiale Art und Weise gelöst wird. Schon die Lyrics des ersten Songs sind herrlich düster, man spürt fast den besungenen kalten, dunklen, finnischen Wald und die Blicke aus dem Dickicht. ´White Christ´ ist nicht so temporeich wie ´1696´, dafür intensiver in Gesang und Sound. ´Godforsaken´ ist mit achteinhalb Minuten Spielzeit der längste Titel. Eröffnet wird er durch eine zarte Frauenstimme, bevor Drums und Gitarren Tempo machen und tiefe Growls einsetzen. Die Gesangsparts sind überwiegend druckvoll, werden aber durch ruhigere Passagen unterbrochen. Flotter werden INSOMNIUM bei ´Lilian´ und wer jetzt noch nicht in den Bann von “Anno 1696” gezogen wurde, dem sei empfohlen bei und während ´Starless Paths´ die Augen zu schließen und das gehörte in seiner Fantasie wirken zu lassen. Für ´The Witch Hunter´ gibt es auch ein Video, dass man sich ebenso ansehen sollte wie die weiteren Clips, die für “Anno 1696” gemacht wurden. ´The Unrest´ gehört wieder zu den ruhigen Liedern und ist leider schon der vorletzte Song, bevor das Album mit dem grandiosen ´The Rapids´ abschließt und mich aus der Fantasiewelt holt, die INSOMNIUM durch die Inspiration einer Kurzgeschichte ihres Sängers erzeugt haben.

Gewaltig, episch, druckvoll, düster, vielseitig, emotional und gefühlvoll sind nur einige Worte, die ich für dieses neue Werk von INSOMNIUM finde, das mich mitgerissen hat, wie nicht viele Konzeptwerke zuvor. Die Growls passen auf den Punkt, auch der Klargesang ist top und grandios in ein musikalisches Kleid gepackt. Bei jedem Durchgang erkennt man neue Facetten, entwickelt die eigene Fantasie neue Bilder und so wird “Anno 1696” auch nach dem zehnten Durchlauf nicht langweilig. Grandios, was die Finnen da abliefern und empfehlenswert für jeden der atmosphärische Musik mag, die in eine andere Welt entführen kann, wenn man sich darauf einlässt.

Mir liegt es am Herzen zu erwähnen, dass man bei https://supremechaos.de/ eine von 50 Wooden LP Boxen erwerben kann, bei der man mit dem Kauf ein soziales Projekt unterstützt und den Menschen in den „Ledder Werkstätten“ Arbeit gibt. Diese Werkstätten mit angeschlossenem Wohnbereich befinden sich direkt im Label-Büro von Supreme Chaos Records.

Tobi Stahl vergibt 9,5 von 10 Punkten