IHSAHN – PHAROS

IHSAHN

Titel: PHAROS

Label: CANDLELIGHT / UNIVERSAL

Spieldauer: 21:35 Minuten

War die letztjährige EP „Telemark“ ein häßliches Entlein, so ist „Pharos“ definitiv der bezaubernde Schwan. Der borstige Vorgänge spiegelte die Wildheit der Natur von IHSAHNs Heimat wider, und auch der Name dieser EP spielt mit geographischen Konnotationen. Diesmal sieht man jedoch keine Stürme oder düstere, durchs Unterholz schleichende Kreaturen vor dem geistigen Auge, sondern Sonnenaufgänge und von blaugrünem Wasser umspülte Sandstrände.

Dabei spielt der inzwischen auf einem großen Fundus aufbauende Soundmagier mit losen Songstrukturen: im epischen Titeltrack (leise Riverside-Untertöne) entwickelt sich aus losen Jazzakkorden ein wahres Klanggebirge, während der auf einem luftigen Riff basierende Opener „Losing Altitude“ am Ende in ein wundervolles Zusammenspiel aus Rockharmonien und symphonischen Spitzen mündet (so macht man das, Metallica…). Überhaupt klingt jede der drei Eigenkompositionen wie eine durchgängig austarierte kleine Symphonie, auch das mit skandinavischem Pop liebäugelnde „Spectre Of The Feast“ entlässt den Hörer nach 4 1/2 Minuten unter dem Eindruck, gerade einen deutlich längeren Song erlebt zu haben.

Wie auch auf „Telemark“ widmet sich IHSAHN anschließend zweier Fremdkompositionen: Portisheads „Roads“ wird stimmlich in IHSAHNs Sphären transponiert, erhält aber seine trip-hoppige Aura, auch wenn sie hier wohltuender tönt. Im vorab vorgestellten „Manhattan Skyline“ von A-HA hilft Einar Solberg von Leprous aus – der Song wird die orthodoxen Emperor-Fanatiker letztgültig vor den Kopf stoßen, ist aber unumstritten ein Hit und wird hier mit einem famosen Chorusriff wunderbar interpretiert. „Pharos“ ist demnach für ein breites Spektrum an Musikliebhabern interessant: insbesondere Progfans, die Leprous, Riverside oder Pain Of Salvation verehren, sollten ihre Fühler nach diesem Kleinod ausstrecken.

Patrick Müller vergibt 8,5 von 10 Punkten