IGNITION – VENGEANCE

IGNITION

Titel: VENGEANCE

Label: DOC GATOR RECORDS

Spieldauer: 50:10 Minuten

VÖ: 15. September 2023

Das der Ruhrpott immer wieder wahre Musikgrößen hervor bringt ist lange kein Geheimnis mehr. IGNITION,  geschmiedet nicht nur aus Kohle sondern auch aus einer ganz eigenen Stahl-Legierung, bringen am 15. September ihr nun drittes, 50 Minuten langes und 12 Titel starkes Album „VENGEANCE“ unter Doc Gator Records auf den Markt und dürften diesen gehörigen aufmischen.

Obwohl IGNITION bereits seit 2014 aktiv sind und sich Bühnen mit Größen wie Rage, Amorphis und Testament teilten, landeten sie erst 2020 mit ihrem zweiten Album „Call Of The Sirens“ auf meinem Radar. Dann kam Corona und wir wissen alle was das nicht nur mit uns sondern auch mit den Alben voll von großartiger Musik gemacht hat.  Umso mehr freute ich mich also nun auf die Veröffentlichung von „VENGEANCE“, das mir mit „etwas düsterer und angepisster“ aber auch als „Weckruf um wieder aufzustehen“ angepriesen wurde und ich bin äußerst zufrieden mit der Beschreibung UND dem Ergebnis.

Obwohl die Band bestehend aus Sänger Dennis „Schally“ Marschallik,  Gitarristen Sebastian Ernst (Gitarre), Christian Bruckschen (Gitarre),  Andreas Leyer (Bass) und Schlagzeuger Lukas Leuuw (Drummer Dominik Erbach hat die Band Ende 2022 verlassen, aber dieses Album noch eingespielt) ihren Stil offiziell als Power Metal beschreibt, möchte ich hinzufügen: Aber nicht nur! Und das ist verdammt gut so! Der Stilmix steht IGNITION mehr als gut zu Gesicht. Die Band wird oft mit (den alten) Blind Guardian oder Trivium verglichen, was nur zum Teil den wahren Charakter von IGNITION offenbart. Auf  „VENGEANCE“  nämlich zeigen sie deutlich sämtlichen Genre-Begrenzungen wo der Hammer hängt und schaffen es dabei ihrem ganz eigenen Stil nicht nur treu zu bleiben sondern diesen auch noch zu verbessern. Dieser Stil ist geprägt von harmonischen, klassischen, teils episch-hymnischen Melodien die mit frischen Elementen und genügend Härte den Sprung in die Moderne geschafft haben um so Alt und Jung zu verbinden. Selbstbewusst wird dies auch in den Texten zum Ausdruck gebracht in denen es zwar auch mal um Wikinger geht aber eben auch um den Kampf jedes Einzelnen mit heutigen Anliegen und so das verbindende Element in das Hier und Jetzt perfekt in Szene setzt ohne dabei in irgendeiner Form kitschig zu werden.

Sänger Schally sagt dazu: „Wir haben uns mit dem Album bewusst in neue Gefilde gewagt, die man von uns so nicht kennt und trotzdem lieben wird.“

und Bassist Andreas Leyer fügt an: „Vengeance vereint für mich alles, was IGNITION ausmacht. Wir zeigen uns auf dieser Platte variantenreicher und setzen ein Statement, dass für uns Metal viele Facetten hat und Schubladendenken und eine Reduzierung auf ein abgestecktes Genre Stillstand bedeutet!“

Dem stimme ich voll und ganz zu.  Wer nun etwas bedenken hat wie sich das anhört dem sei gesagt: Vielleicht auf etwas, auf das wir alle insgeheim gehofft haben: Auf die melodiösen Erinnerungen von damals mit dem abwechslungsreichen Biss des Neuen.

Insgesamt klingt der Sound auf „VENGEANCE“ deutlich satter, ausgefeilter und greifbar tiefer. Bereits mit dem Opener `Ignite The Fire` zünden die Duisburger die Kanonen mit allem was das Herz begehrt.  Schnelles Schlagzeug, starke Riffs und eingängige Soli, ein paar Shouts und über allem Schallys Stimme auf die das Ganze haargenau abgestimmt zu sein scheint.  Weiter geht es mit dem eingängigen `The Wounds That Cause The Pain` das den Hörer ebenfalls schnell für sich einnimmt.  Auch das nachfolgende `Adrenaline` besticht durch eine ausgefeilte Mischung aus Melodie im Refrain und dazu temporeichem Kontrast.  Mein persönlicher Lieblingsknaller ist und bleibt aber der bereits vorab veröffentlichte Song `Beastmode` der vor Kraft und Power, nicht nur musikalisch sondern auch textlich, nur so strotzt. Vor meinem inneren Auge sehe ich Bassist Andreas Leyer über die Bühne kreisen und das Publikum springen was das Zeug hält. Eindeutig ein Genuss für alle Sinne. Episch wird es mit `A New Dawn` bevor der dritte Teil der Viking Saga mit `The Rise` beschrieben wird. Aber auch der Brecher  `We Were The Shieldwall` hat es gehörig in sich und mausert sich zu einem heimlichen Favoriten, denn hier wird deutlich was IGNITION wie angegossen steht: Freiheit und Zusammenhalt in der Schlacht um gute Musik, was letztlich sicher zum Erfolg führen wird. Die epische -ich nenn es mal- Ballade `The Funeral` wird übrigens nur auf der CD zu finden sein. Auf die Vinyl, die immerhin in vier verschiedenen Farben für unter zwanzig Euro zu haben ist- hat sie es nicht geschafft, wird aber dafür als Download zur Verfügung gestellt. Alles in allem ist „VENGEANCE“ eine mehr als gelungene Mischung geworden die Lust darauf macht sich auch live vom Können der Duisburger überzeugen zu lassen.

 

 

Judith Kroll vergibt 9,5 von 10 Punkten