ICED EARTH – ICED EARTH 30th ANNIVERSARY EDITION

ICED EARTH

Titel: ICED EARTH 30th ANNIVERSARY EDITION

Label: CENTURY MEDIA / SONY

Spieldauer: 44:18 Minuten

ICED EARTH waren spätestens 1996 mit „Dark Saga“, einem Album, auf dem Jon Schaffer die Stärken seines Babys gnadenlos bündelte und in ultrakompaktes Songwriting verpackte, auf dem Wege, das nächste große Ding im Traditionsstahlbereich zu werden. Vor allem das geniale „Alive In Athens“-Machtwerk zementierte diesen Status. Mit dem schwächeren „Horror Show“-Album und spätestens dem Ausstieg von Frontgott Matt Barlow zeichnete sich nach der Jahrtausendwende jedoch ab, dass daraus nichts werden würde.

Dass 1990 erschienene Debut war nach dem (inzwischen wie auch die Purgatory-Schoten auch neu aufgelegten) „Enter The Realm“-Demo im Underground heiß ersehnt, enttäuschte die Erwartungen sicher nicht und legte so den Grundstein für genannte Entwicklung im Laufe der 90er Jahre. Das präzise Maschinengewehr-Riffing katapultierte Schaffer aus dem Stand in die Top 3 der schnellsten rechten Hände im Metal. Zudem verband sein Songwriting in Stücken wie dem bis heute unterbewerteten „Written On The Walls“ und „Colors“ kompromisslosen Speed mit hochmelodiösen Spitzen. Nicht nur US Metal-Verehrer ergingen sich ob dieser Trademarks in Lobeshymnen – die Geister scheiden sich bis heute vielmehr am gewöhnungsbedürftigen, kehligen Sprechgesang Gene Adams, der für den rauen Kauzfaktor schätzende Zeitgenossen ein echtes Plus, für Freunde melodiöserer Organe wie jenem Barlows ein rotes Tuch bleibt. Nachzuvollziehen ist dies anhand der Neueinspielungen der Debuttracks auf der „Days Of Purgatory“-Compilation – you decide.

Dennoch ist „Iced Earth“ ohne jede Frage ein Zeitdokument: in einer Zeit, da sich ein Sturm namens Grunge zusammenbraute, war dieses kompromisslos den Spirit des Heavy Metal transportierende Debut zusammen mit Sanctuarys ebenfalls gerade zu neuen Ehren gelangtem „Into The Mirror Black“ Balsam auf die Seelen von Freunden heiß geschmiedeten Edelstahls. Songs wie „Curse The Sky“ und natürlich die Bandhymne gehen heute noch unter die Haut, auch wenn für mich das mystisch angehauchte „Night Of The Stormrider“ der absolute Geniestreich der Frühphase Iced Earths bleibt. Der Remix von Zeuss ist wie schon im Falle Sanctuarys sehr transparent und druckvoll, ohne dem Original seinen eigentümlichen Charme zu rauben. Sollte man sich demnach als Freund hochwertiger Metalklänge durchaus in die Sammlung stellen, zumal der Sound anno 1990 nicht vollends zu überzeugen wusste.

Patrick Müller vergibt 8,5 von 10 Punkten