HUMAN ABYSS – DEATH OBSESSED

HUMAN ABYSS

Titel: DEATH OBSESSED

Label: EIGENPRESSUNG

Spieldauer: 45:55 Minuten

VÖ: 21. März 2024

HUMAN ABYSS wurde 2019 gegründet und sind Fans des Blackened Death Metal eventuell schon durch ihr Debütalbum “Anatomy Of Anxiety” bekannt, welches die Band 2022 in Eigenregie veröffentlichte. Am 21. März erscheint mit “Death Obsessed” das Zweitwerk der Truppe um ihren Sänger und Gründungsmitglied Lynn und dem Lead-Gitarristen und ebenfalls Gründungsmitglied Christopher. Im Line-up von HUMAN ABYSS gab es zudem einige Änderungen. Mit Olli (Rhythm Guitar), No (Drums) und Artur (Bass) wurden drei Neuzugänge akquiriert. Die Aufnahmen und die Produktion für “Death Obsessed” wurden im legendären Kohlekeller Studio unter der Leitung von Kai Stahlenberg gemacht, während die die Vokalproduktion von Growl-Queen Britta Görtz (Sängerin bei HIRAES) gemacht wurde.

Thematisch behandeln HUMAN ABYSS auf “Death Obsessed” Themen rund um “die Tiefen des Sterbens” und stellen die Frage : „Wie beeinflusst es die Wahrnehmung eines gesunden jungen Menschen, der den Tod von huldvoll geschätzten Medizinern verkündet bekommt?”. Auf dieser Scheibe steht “die größte aller Mächte, die Todesangst”, im Fokus. Der Fokus richtet sich auf intergeschlechtliche Menschen und wie sie und ihre Eltern “zu unnötigen Operationen gedrängt werden, die lebenslange Folgen nach sich ziehen”. Ich möchte an dieser Stelle auch gerne aus der Info zum Album zitieren, denn solche Erlebnisse kann und möchte ich nicht umschreiben oder beschreiben, hier ist es notwendig, dass Betroffene gehört und gesehen werden!

“Irreversible Schäden an Leib und Seele sind trauriger Alltag in deutschen Krankenhäusern. Die Opfer sterben oft durch die eigene Hand, während endlose Operationen und Hormonbehandlungen versuchen, ein bestimmtes Geschlecht zu konstruieren – meist das Weibliche. Verordnete Entfremdung vom eigenen Körper, Sprachlosigkeit, Ohnmacht, Trauma und soziale Ausgrenzung sind die bedrückenden Lebensrealitäten.”

“Human Abyss’ Sänger Lynn ist ein Überlebender dieser widerlichen und aus medizinischer Sicht vollkommen unnötigen Behandlungen. Der Deathmetal bietet die perfekte künstlerische Plattform, um diesem Grauen angemessen Ausdruck zu verleihen. In diesem Sinne!”

Ich glaube auch, dass es für diese Themen keine besseren Ventile gibt, als die Musik und kein besseres Genre als den geschwärzten Death Metal und so gehen wir mit dem brachialen Opener ´Skinless´ in ein nicht alltägliches Album, dessen Titel übersetzt “Todes Obsession” heißt und auch Programm ist. Gesanglich bewegen wir uns über die komplette Spieldauer des Albums  zwischen tiefen Death Metal Growls und gefauchten Black Metal Vocals. Besonders während den schrillen “Skinleeeees” Screams im Opener macht sich ein beklemmendes Gefühl breit. Während des Titeltracks ´Death Obsessed´ wird das Gefühl nicht weniger, es verstärkt sich sogar noch, wenn man daran denkt, irgendwelchen Ärzten ausgeliefert zu sein. Nach ´Dark Passage´ packen HUMAN ABYSS und besonders Sänger Lynn mit ´Cut´ (feat. Britta Görtz) einen Song aus, der so deutlich wie noch von der von Lynn am eigenen Leib erfahrenen medizinischen Gewalt handelt.

Lynn über ´Cut´:

Ich habe noch nie ein expliziteres Lied über meine tiefste Wunde geschrieben. Selbstmordgefühle und die Hintergrundgeschichte medizinischer Operationen. Aber ich konnte nicht anders. Ich musste es aufschreiben und schreien! Direkt aus der Seele! Es war so intensiv. Eines Morgens unter der Dusche hatte ich diese verrückte Idee zu einem Duett mit Britta. Britta und ich arbeiteten damals gemeinsam an meinem Gesang. Und ich erinnere mich, ich kam aus der Dusche und fragte sofort! Und Britta sagte JA. Der Track wurde epischer und kraftvoller, als ich es mir jemals hätte vorstellen können.

Britta über ´Cut´:

Die Geschichte von ‘Cut’ ist Teil von Lynns sehr persönlicher traumatischer Geschichte. Ich habe mich noch nie so geehrt gefühlt, zu einer Zusammenarbeit eingeladen zu werden, wie für diesen verletzlichen, aber heftigen Track. Es ist eine Zusammenarbeit, die weit über das ‘Leihen meiner Stimme‘ hinausgeht. Es hat mich zutiefst bewegt, etwas über das tragische Thema zu erfahren, das viele intersexuelle Menschen durchleben müssen, und gemeinsam mit Lynn das Unaussprechliche auszudrücken. Was für ein kraftvolles Lied und eine Botschaft! Musik vereint und Musik macht uns stärker.

In ´Temple´ gehen “HA” ein stückweit thrashiger zu Werke, während sich ´Dreadnought´ tief zu Beginn unter die Haut schleicht um seine dunkle Kraft mit tiefen Growls zu entfesseln. Über das temporeiche und zornige ´Oblivion´ geht es zum schwarzmetallischen ´Meat The Creator´ und ´Abyss II´ ist die Fortsetzung von ´Abyss´, dass sich auf dem Debütalbum der Berliner befindet. Brutal geschreddert wird in ´Ghoul´, der zum Ende von “Death Obsessed” einmal mehr die Headbanger unter den Fans des Blackened Death Metal begeistern wird, aber zum Ende hin doch zum Innehalten und nachdenken anregt – unter anderem das, was HUMAN ABYSS erreichen möchten.

“Death Obsessed” ist kein leichter “Stoff” und ist ein Album, das aufrütteln möchte. Nimmt man den Sound so finden sich gnadenlose Riffs, tiefschwarze Melodien, brachiale Blastbeats, melancholische Vibes in den angesprochenen extremen Varianten des Death -und Black Metal wieder. Verbunden mit den expliziten Lyrics, die von der Leidensgeschichte intergeschlechtlicher Menschen handeln und im Speziellen aus dem Leben von Lynn erzählen, ist es nicht einfach, „Death Obsessed” nüchtern zu besprechen. Besonders wenn man es ein stückweit nachvollziehen kann, wie es ist um Hilfe zu rufen und keine zu bekommen. Hört euch die Scheibe an, denn es ist wichtig, auf Missstände aufmerksam zu machen und das in allen Bereichen, in denen sie Realität sind. Darüber hinaus ist “Death Obsessed” eine bockstarke Scheibe, deren Sound nicht nur eure Wände zum Beben bringen wird. Ihr könnt das Album auf dem BANDCAMP-ACCOUNT von HUMAN ABYSS ordern!

Tobi Stahl vergibt 8,5 von 10 Punkten