HELLRYDER – THE DEVIL IS A GAMBLER

HELLRYDER

Titel: THE DEVIL IS A GAMBLER

Label: ROAR/SOULFOOD

Spieldauer: 37:59 Minuten

Dirty Kick Ass Heavy Metal”? DIE neue, einzigartige, deutsche Metal-Supergroup? Der vermeintlich aufgehende Stern am teutonischen Schwermetall-Firmament trägt den Namen HELLRYDER und besteht aus den beiden Grave Digger-Mitgliedern Chris Boltendahl und Axel Ritt sowie Drummer Timmi Breideband (Gregorian, Ex-Bonfire, Ex-Freedom Call) und Bassist Steven Wussow (Orden Ogan, Ex-Domian, Ex-Xandria). Corona gab den beteiligten Musikern die Möglichkeit, statt sich Müßiggang und Selbstmitleid hinzugeben, dieses schon länger geplante Projekt in die Tat umzusetzen. Dabei präsentiert der Vierer, wie nicht anders zu erwarten, geradlinigen, harten, kompromisslosen, traditionellen Metal, der eine „back to the roots“-Attitüde und neue, einzigartige Sounds miteinander verknüpfen soll. Der Titelsong ist dann auch kein schlechter (Midtempo-)Start, allerdings ohne größere Begeisterungsstürme auszulösen. Das kann schon eher das gelungene ‘Sacrifice In Paradise‘ mit etwas flotterem Tempo, coolem Solo und brauchbaren Gesängen. Aber schon bei den ersten beiden Tracks wird ein Grundproblem der Platte offensichtlich, nämlich der über die gesamte Spielzeit schrecklich dumpfe, rumpelige, teilweise matschige und wenig zeitgemäße Sound. Insbesondere die Vocals klingen, als hätte der Fronter im Tonstudio versehentlich seine Mund-Nasen-Bedeckung aufbehalten. So geht auch der Reiz und das Besondere der charakteristischen rauen Stimme von Chris Boltendahl weitgehend verloren.

Die teilweise (sozial-)kritischen, aber auch augenzwinkernden Texte sind durchaus ansprechend, teilweise aber auch simpel und plakativ ausgefallen. Gewollt oder unfreiwillig entstehen so ab und an komische Momente und erzeugen – zumindest bei mir – Erheiterung. So beispielsweise im Refrain von ‘Night Rider‘ (I’m a night rider/I’m a devil in disguise/I’m a night rider/I’m a rebel till I die), zusätzlich verstärkt durch die eigenartige Akzentuierung, oder beim ‘Passion Maker‘-Chorus (I am your heart breaker/the lovely undertaker/I am just a midnight faker/I am your passion maker). ‘The Devil Is A Gambler’ sorgt mit weniger Tempo und einer gewissen Laut/Leise-Dynamik für willkommene Abwechslung, jedoch mit einem schwachen Refrain auch für Enttäuschung. Aus den guten Riffs und den Anarcho- Lyrics von ‘Jekyll & Hyde‘ hätte man ebenfalls deutlich mehr rausholen müssen. ‘Chainsaw Lilly’ mit seinem leichten Rockabilly-/Western-Touch und der Ohrwurm ‘I Die For You’ sind dann meine persönlichen Highlights und Anspieltipps. Beim fetten, hörbaren ‘Harder Faster Louder‘ ist der Name Programm, aber beim Ho Ho Ah – Chorus vom abschließenden Bonus-Track ‘I Don’t Wanna Die‘ fragt man sich dann wieder, ob die Beteiligten das wirklich ernst meinen. Merke: eine vermeintliche Supergroup garantiert noch lange kein Super-Album, sondern produziert manchmal auch über weite Strecken emotions- und fantasielosen Metal vom Reißbrett mit wenig Esprit und Raffinesse!

Michael Gaspar vergibt 6,5 von 10 Punkten