
HARTLIGHT
Titel: THE TRIUMPH OF METAL
Label: Kvlt & Kaos Productions
Spieldauer: 54:59 Minuten
HARTLIGHT ist eine Symphonic-Metal-Band aus der Schweiz (Lausanne) und Frankreich (Avignon, Metz), die mit ihrer kraftvollen, mystischen Atmosphäre alchemistische Werte zum Leben erweckt. Die Formation um Frontfrau Noémie entführt ihr Publikum mit einem einzigartigen, fesselnden Sound auf eine emotionale und spirituelle Reise – tief hinein in das uralte Wissen der Esoterik.
Noémie Marie über die Gründung von HARTLIGHT:
“Adrien Djouadou und ich teilten einen Traum – wir wollten unser eigenes Universum erschaffen, in dem wir die hellen und dunklen Facetten der menschlichen Existenz erforschen. Inspiriert gaben wir HARTLIGHT und seinen ersten Songs Leben. Bald führte uns unsere Leidenschaft für Power Metal dazu, eine EP basierend auf dem Manga Berserk zu kreieren – damit begann unsere künstlerische Reise.”
Diese EP umfasst vier Songs, die einen kraftvollen Mix aus Symphonic und Power Metal bieten. Die Tracks sind musikalisch abwechslungsreich und thematisch stark mit der Mangaserie Berserk verknüpft. Die Laufzeit der EP “From Midland and Beyond” beträgt etwa 19 Minuten und startet mit ‘The Merrow’s Chant’ in die musikalische Reise. Die majestätischen, energetischen und klassischen Symphonic-Metal-Elemente überraschten viele Hörer und begeisterten gleichzeitig. Zu ‘Be Blessed’ gibt es auch ein Video – daher überrascht es nicht, dass ‘Be Blessed’ einer der bekanntesten Songs ist und durch seine Ausdruckskraft und düstere Thematik noch heute große Aufmerksamkeit auf sich zieht. Neben dem ursprünglichen Video haben HARTLIGHT vor Kurzem auch eine Live-Version auf ihrem YouTube-Kanal veröffentlicht, die während ihrer Show im “Le Gueulard Plus” in Nilvange (Frankreich) am 11. April 2025 aufgenommen wurde und zeigt, welch großartige Liveband HARTLIGHT ist. Mit dreckigem Gelächter startet ‘The Eclipse’, das mit gut sechs Minuten das längste Stück der EP ist. Die abwechslungsreiche Nummer bietet schnelle Passagen im Wechsel mit ruhigeren, fast bluesartigen Momenten, inklusive eines starken Solos. Zum Abschluss ist ‘Into the Realm of the Elves’ der schnelle und packende Power-Metal-Song mit symphonischem Einschlag, der sowohl traditionelles Heavy-Metal-Feeling als auch moderne Elemente verbindet.
Nachdem HARTLIGHT mit ihrer EP für positive Aufruhr in der Szene sorgten und die Fans sich nach mehr Musik sehnten, folgte am 15. März 2024 das Debütalbum “As Above, So Below”, das im Januar 2024 Gestalt annahm. Der Satz “As Above, So Below”, der tief mit HARTLIGHTs alchemistischen Praktiken in Resonanz steht, ist ein hermetischer Grundsatz: “Wie oben, so unten” – das Makrokosmos-Mikrokosmos-Prinzip, dass die Gesetze des Großen auch im Kleinen wirken. Innerhalb von drei Wochen schrieben sie das Album, komponierten und nahmen es auf, bevor es in Eigenregie und über das österreichische Label Kvlt und Kaos Production veröffentlicht wurde. As Above, So Below ist ein Konzeptalbum über Alchemie, Magie und Introspektion mit dem Ziel, ein besseres Leben zu erreichen. Die Musik des Albums taucht tiefer als je zuvor in dunkle, mystische Gefilde ein und zeigt HARTLIGHT von einer sehr persönlichen Seite. Heavy-, Progressive-, Power-, Gothic- und Symphonic-Metal verschmelzen hier zu facettenreichen Klangwelten.
Der Titeltrack und Opener ‘As Above, So Below’ nimmt sich Zeit für leicht orientalische Klänge, die dann in eine düstere Orchestrierung übergehen, garniert mit dem wundervollen Gesang von Noémie Marie, dem Gitarrenspiel von Adrien Guingal sowie dem Können von Multiinstrumentalist Adrien Djouadou und Pierre d’Astora an den Drums. Mit knackigem Heavy Metal und symphonischen Elementen, treibenden Riffs, Chor-Passagen und Sopran- bis Mezzo-Lagenwechseln in der Stimme geht es in ‘That Which Stagnates is a Liar’ weiter – Headbangers welcome! Auch „The Land of the Star“ ist eine tolle und temporeiche Nummer, abgesehen von der kurzen stampfenden Passage in der Mitte – hier dürfen sogar die “Genre-Könige” Italiens reinhören! Nach dem schnellen Song folgt das majestätisch angehauchte Intro von “Bound to Eternity”, einem Lied, das man sowohl als Liebesgelübde lesen als auch als spirituelles Manifest verstehen kann: Die Bindung “auf ewig” ist der Moment, in dem innere und äußere Gegensätze zu einer höheren Einheit verschmelzen. Wer möchte, kann sich tiefer mit den Lyrics auseinandersetzen und sich beispielsweise über den “Red King” und die “White Queen” Gedanken machen. Nach ‘Let the Fangs Bite’, einem wuchtigen und schweren Lied mit starkem Gitarrensolo, kommt die mit schönen Melodiebögen ausgestattete Ballade ‘The Garden in the Heart’, ein Duett von Noémie mit bisher unbekanntem männlichen Gegenpart – da muss ich im Interview nachhaken. Ein paar Folk-Vibes eröffnen ‘And Nature Unfolds Once Again’, bevor Gitarren, Drums, Orchestration und Noémie einsetzen, deren Stimme hier genauso wunderbar klingt wie im neun Minuten langen Finale ‘All Life Begins in the Dark’. ‘All Life Begins in the Dark’ ist eine atmosphärisch-düstere Hymne über Neubeginn und Selbstverwirklichung. Der Song zeigt, dass der Schmerz des Anfangs (der Geburt) – roh, blind und unvollendet – nötig ist, um sich selbst zu formen und neue Wege zu gehen. Mit starken alchemistischen und mythologischen Bildern erzählt ‘All Life Begins in the Dark’ von der Reise des Menschen als ungeschliffener Diamant, geformt vom eigenen höheren Selbst, das aus engen Strukturen ausbricht und durch Erkenntnis und das Überwinden von Rückschlägen zu seiner wahren Gestalt findet.
So viel zu den beiden Veröffentlichungen von HARTLIGHT vor “The Triumph Of Metal”. Es war mir ein Anliegen, euch die Band und ihr bisheriges Schaffen detailliert vorzustellen und nicht nur die Diskografie herunterzubeten. Das Line-up hat sich im Gegensatz zu “As Above, So Below” auf der Position des Drummers verändert. Hier sitzt nicht mehr Pierre d’Astora, sondern Guillaume Remih, der das feste Line-up vervollständigt. Wie eingangs erwähnt, sind HARTLIGHT auch live eine aufstrebende Macht und treten verstärkt in Frankreich auf.
Kommen wir zum aktuellen Album “The Triumph Of Metal”, das bereits im Februar dieses Jahres veröffentlicht wurde und leider an mir vorbeiging – bis jetzt! Wer aber glaubt, dass der Name des neuen Albums den Metal enthält, den Manowar spielen, der irrt sich. “Metal” spielt auf das alchemistische Werk von Basile Valentin an – The Triumphal Chariot of Antimony. Antimon, ein geheimnisvolles metallisches Mineral, gilt in der Alchemie als Schlüssel zur Herstellung des sagenumwobenen Steins der Weisen.
Eröffnet wird der Zweitling durch den Titeltrack ‘The Triumph of Metal’, der neben den bekannten Trademarks wie Gitarrensoli, druckvollen Drums oder der epischen Orchestrierung und den Chören auch ein paar gegrowlte männliche Vocals enthält. Über ‘Polymorphia’ verriet die Band:
“Dieser Song handelt von der Vorstellungskraft und ihrer Fähigkeit, das, was sie umgibt, auf neue Weise zu sehen und dessen Eigenschaften anzunehmen. Er handelt auch von den mentalen und emotionalen Befreiungen, die während des alchemistischen Prozesses auftreten können, sowie von der Wechselwirkung zwischen dem, was mit dem bearbeiteten Material geschieht, und dem, der daran arbeitet.”
‘Polymorphia’ feiert also die Kraft der Fantasie, die uns und unsere Sicht auf die Welt verwandeln kann – ein innerer Wandel, der uns genauso formt, wie wir unsere Umgebung formen. Sehr poetisch und interessant. Wer natürlich abrocken und die Lyrics “links liegen” lassen möchte, kann das tun – musikalisch ist das Lied ebenfalls stark. ‘The Scales of Rebis’ hat ebenfalls Potenzial zum Matte-Schütteln und gehört zu den wuchtigen Vertretern auf “The Triumph Of Metal”, genauso wie das nachfolgende ‘Midnight’. Mit fast achteinhalb Minuten ist ‘The City of Tears’ nicht der längste Track auf der Scheibe, wohl aber der melancholischste – mit Orgel, zarten Piano-Momenten und bedrückenden Orchestrierungen. Nach ‘Mind’s Arboretum’ haben HARTLIGHT mit der “nur” vier Minuten langen Ballade ‘As My Will to Power is Seen’ eine kurze Nummer mit Folk-Momenten am Start. Das große und ausgedehnte Finale ist ‘A Song of Blood and Steel’, den ich euch an dieser Stelle als cineastischen Vollhammer teasere – mehr nicht, anhören ist hier Pflicht!
HARTLIGHT haben sich in nur wenigen Jahren von einer spannenden Newcomer-Idee zu einer ernstzunehmenden Größe im Symphonic Metal entwickelt. Von der kraftvollen, von Berserk inspirierten EP bis zu den vielschichtigen Konzeptalben ziehen sich Alchemie, Mystik und eine klare künstlerische Handschrift wie ein roter Faden durch ihr Werk. “The Triumph of Metal” zeigt die Band auf dem bisherigen Höhepunkt – wuchtig, detailreich, atmosphärisch dicht und trotzdem mutig genug, neue Facetten einzubringen. Wer auf epische Klangreisen steht, bei denen Musik, Story und Symbolik eine Einheit bilden, sollte HARTLIGHT unbedingt auf dem Schirm haben – und live erleben, wo ihre Energie erst richtig zündet.
Tobi Stahl vergibt 8 von 10 Punkten